Es ist ein Wechsel, der für Aufsehen sorgt. Gerhard Jarosch, langjähriger Staatsanwalt in Wien und Präsident der österreichischen und internationalen Vereinigung der Staatsanwälte, wurde Partner in Österreichs größer PR-Agentur. Der gebürtige Kärntner Eigentümer Wolfgang Rosam holte den Juristen ins Boot, um den Bereich "Litigation PR" zu übernehmen. Dabei handelt es sich um PR, die bei Rechtsstreitigkeiten eingesetzt wird, um "Vorverurteilung", wie es heißt, entgegenzuwirken.

In der Vergangenheit resultierten aus dieser Art der Tätigkeit häufig Angriffe auf die Justiz. Zuletzt war das auch bei der ÖVP zu bemerken, als die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) Ermittlungen gegen den nun ehemaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) aufgenommen hatte. Jarosch hatte dazu im Februar 2021 im Gespräch mit der "Zeit" noch erklärt: "Manche Politiker verwechseln die Justiz mit dem politischen Gegner." Und er sprach von schwindender Motivation der Staatsanwälte in Strukturen, in denen zahlreiche Berichte und Weisungen an der Tagesordnung stehen.

"Bedarf im Markt dafür ist enorm"

Nun hat Jarosch selbst die Seiten gewechselt. Die Agentur wird in Rosam.Grünberger.Jarosch & Partner umbenannt. "Bevor noch eine Anklage erhoben wird, steht ein Manager oder Unternehmer häufig schon in den Medien. Je prominenter jemand ist, desto stärker läuft er Gefahr, durch eine Vorverurteilung in der Öffentlichkeit einen enormen Schaden an seiner Reputation zu erleiden", lassen Rosam und Agentur-Partnerin Silvia Grünberger in einer Aussendung wissen. " Solchen Situationen mit professioneller Öffentlichkeitsarbeit und dementsprechender juristischer Expertise als Background entgegenzuwirken, ist das neue Beratungsangebot der Agentur. Der Bedarf im Markt dafür ist enorm."

Jarosch zeigt sich erfreut über seinen Wechsel. "Gerade weil Gerichte und rechtssprechende Behörden die Öffentlichkeit über ihre Verfahren nur eingeschränkt informieren dürfen, sollten Prozessparteien die Möglichkeiten der modernen PR nutzen", wird der gebürtige Oberösterreicher in der Aussendung der Agentur zitiert.

Ende November 2021 hatte auch ein anderer Personalwechsel für Aufsehen gesorgt. Damals wurde bekannt, dass eine Oberstaatsanwältin der WKStA in die Kanzlei Ainedter und Ainedter wechselt, die unter anderem Karl-Heinz Grasser vertritt. Sie habe damals laut einer Aussendung "schweren Herzens erkennen" müssen, "dass die staatsanwaltschaftliche Arbeit zunehmend durch ein vergiftetes und von Freund/Feind-Denken bestimmtes Klima überlagert wird."