Die Wiener Patientenanwältin - und ehemalige Gemeinderätin der Wiener Grünen - Sigrid Pilz übte harsche Kritik an den Aussagen der Regierung . "Jetzt ist es klar ausgesprochen: Die Durchseuchung wird in Kauf genommen", konstatierte sie via Twitter. Fraglich sei nun, wer die langfristigen Folgen für die Kinder, die kaum geschützt in der Schule und im Kindergarten seien, verantworten werde. "Niemand erklärt, niemand fragt nach. Das ist unakzeptabel", befand Pilz.

In der Zeit im Bild im ORF gestern Abend kritisierte sie die fehlenden Schutzvorkehrungen in Schulen und Kindergärten. Personal in Kindergärten und Schulen sollte geimpft sein, verzweifelte Eltern wenden sich an die Patientenanwältin. Eine Durchseuchungsstrategie sei "eine Kapitulation. Wir sollten zurückkehren zu einer Niedriginzidenzstrategie. Das Durchrauschenlassen kann trügerisch sein und wir müssen auch daran denken, dass es Long Covid geben kann", warnt Pilz. Viele der Jungen könnten vielleicht in Monaten oder Jahren Spätschäden davon tragen.

Durchseuchung "wird passieren"

Am Freitag bestätigte die Leiterin der gesamtstaatlichen Covid-Krisenkoordination (GECKO), Katharina Reich, im "Ö1"-Interview, dass es zur Durchseuchung der Bevölkerung durch diese infektiösere Mutation kommen wird. Durchseuchung sei aber ein negativ behaftetes Wording, das Angst mache. "Aber Omikron ist so ansteckend, dass wir nicht daran vorbeikommen", sagte die oberste Krisenkoordinatorin. Das sei der Punkt, nicht dass es passieren soll, sondern "es wird passieren". Ausnahme seien jene Personen, die gut geschützt sind, also dreifach geimpft. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) hatte in diesem Zusammenhang am Donnerstagabend in der "ZIB2" von einem Paradigmenwechsel gesprochen, der mit Omikron und damit verbundenen höheren Ansteckungszahlen, aber milderen Verläufen einhergehe.

Kein Unterschied zwischen K1 und K2 ab heute

Ab heute Samstag gibt es keine Unterscheidung zwischen K1- und K2-Kontaktpersonen mehr. Dreifach geimpfte Menschen und jene Personen, die beim Kontakt mit Infizierten eine FFP2-Maske getragen haben, werden nicht mehr abgesondert. Künftig muss "der Mensch selber ohne Behörde aktiv sein", sagte Reich, nunmehr wird also auf Eigenverantwortung gesetzt. Bei hohen Infektionszahlen sei es den Behörden nicht möglich, alle Kontaktpersonen zu ermitteln. In Isolation geschickt werden künftig nur noch positiv getestete Personen.