"Zu Weihnachten sagt man die Wahrheit", heißt es. Stimmt der Spruch, darf sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen besonders geschmeichelt fühlen, immerhin wächst die Zahl der ÖVP-Politiker, die sich eine Unterstützung eines erneutes Antreten des 77-jährigen als Staatsoberhaupt vorstellen können. Nach Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und dem Tiroler Landeshauptmann Günther Platter hat auch oberösterreichs ÖVP-Chef Thomas Stelzer seine Unterstützung signalisiert. Der oberösterreichische Landeshauptmann sagte gegenüber den "Oberösterreischischen Nachrichten", er halte das für eine "ernst zu nehmende Option".

Eine "ruhige Kugel" schiebt der Bundespräsident jedenfalls nicht. Immerhin hat Van der Bellen bereits 64 Politikerinnen und Politiker angelobt, darunter mit Kurz, Bierlein, Schallenberg und Nehammer drei Kanzler und die erste Kanzlerin. Dass ihm dennoch nicht der Humor ausging, bewies er bei seiner Rede nach der letzten Regierungskrise, in der er Witze etwa über die "Drehtüre" am Ballhausplatz direkt ansprach.

Kaum Kandidaten bei kommender Wahl?

Die sechsjährige Funktionsperiode des Bundespräsidenten endet aber am 26. Jänner 2023. Daher muss im November 2022 zur Wahl des Staatsoberhaupts aufgerufen werden. Noch sind aber kaum Personen bekannt, die Bundespräsident oder Bundespräsidentin werden wollen. Aus der Hofburg wird die Frage nach einer erneuten Kandidatur Van der Bellens derzeit nicht beantwortet.

Klar ist, dass Marco Pogo, Obmann der Bierpartei, Bundespräsident werden will. Andere Parteien halten sich zu möglichen eigenen Kandidaten aber eher bedeckt.

Breite Unterstützung angedeutet

So ist unsicher, ob Van der Bellen überhaupt chancenreiche Gegenkandidaten bekäme. Denn fast alle Parteien liebäugeln damit, den Amtsinhaber zu unterstützen. Bereits im Sommer hatte Sobotka, als er als ÖVP-Bewerber gehandelt wurde, erklärt, er wünsche sich ein neuerliches Antreten Van der Bellens. Vor einer Woche bekundete auch Platter seine Unterstützung für den ehemaligen Grün-Politiker.

Van der Bellen habe in seiner bisherigen Präsidentschaft mit sehr ruhiger Hand, aber auch entschlossen und staatsmännisch agiert, streute nun auch Stelzer dem amtierenden Staatsoberhaupt Rosen. "Ich schätze seine Arbeit für unser Land, und wir haben auch eine sehr gute und vertrauensvolle Gesprächsbasis. Sollte er sich zu einer erneuten Kandidatur entscheiden, ist es aus meiner Sicht eine ernst zu nehmende Option, ihn dabei zu unterstützen."

Auch aus den Reihen der SPÖ gab es bereits Voraus-Unterstützung: Die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) hat bereits angesichts von Spekulationen über ihre Kandidatur deponiert, die SPÖ solle den Amtsinhaber unterstützen, wenn er neuerlich antritt. Eine Unterstützung der Grünen dürfte dem früheren grünen Parteichef ohnehin sicher sein. Im Sommer wünschten sich zwei Drittel der Bevölkerung einen erneuten Antritt des Staatsoberhaupts.

Lässt es Van der Bellen doch bleiben, ist der Kreis der Anwärter groß und geht neben den bereits erwähnten von Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) über den dann möglicherweise doch überlegenden Dritten Präsidenten Norbert Hofer (FPÖ) bis hin zu Ex-Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Und auch die ÖVP könnte eine Persönlichkeit aus ihrem Reppertoire an Altpolitikern zaubern.