Vor gut einem Jahr, am Abend des 2. November, eröffnet ein Attentäter in der Wiener Innenstadt das Feuer. Vier Menschen kommen ums Leben, 30 werden verletzt. Neun Minuten nach Eingang des ersten Notrufes wird der Angreifer bei einem Schusswechsel getötet. "Seit der Terrornacht laufen die Ermittlungen durchgehend und auf Hochtouren", erklärte Staatsanwältin Nina Bussek bei einem Medientermin zum Zwischenstand der Ermittlungen.

150 Telefonüberwachungen und 30 Hausdurchsuchungen seien im Zusammenhang mit dem Anschlag durchgeführt worden, man habe zudem intensiv mit den Behörden in der Slowakei zusammengearbeitet, wo der Angreifer Waffen und Munition gekauft hatte. Man habe so mehrere Beschuldigte ausfindig machen können, es habe sich aber gezeigt: "Die Einzeltätertheorie hat sich bestätigt", so Bussek. Der Mann habe allein gehandelt und keine Mittäter gehabt. Er sei aber im Vorfeld seiner Tat psychisch und physisch unterstützt worden.

Ermittlungen gegen 30 Personen, zwei wurden verurteilt

Im Zuge der Ermittlungen sei man auf mehrere Personen gestoßen, die dem IS zuzuordnen sind oder in Verbindung mit terroristischen Netzwerken stehen. Drei Personen seien bereits angeklagt worden, zwei davon verurteilt. Gegen 30 Beschuldigte werde noch ermittelt, sieben davon befinden sich in U-Haft in der Wiener Justizanstalt Josefstadt. Das Verfahren gegen den Attentäter wurde im Februar eingestellt - "auf Grund seines Ablebens", hielt Bussek fest. Jenen, die den Attentäter unterstützt haben haben, drohe ein Strafmaß von 10 bis 20 Jahren, manchen sogar lebenslang.

Polizei-Chef-Ermittler Michael Lohnegger erklärte, dass sich im Zuge der Ermittlungen auch weitere Straftaten ergeben hatten, die aufgeklärt wurden. Die Exekutive habe 340 Personen als Zeugen einvernommen und intensiv die rund 1.000 Hinweise geprüft, die von der Bevölkerung bei der Hotline der Polizei eingegangen sind. "Das war eine große Unterstützung für unsere Ermittlungen." 1.900 Stunden Videomaterial sei zudem auf die bereitgestellte Plattform hochgeladen worden, "die Prüfung entspricht 78 Tagen durchgehender Arbeit", so Lohnegger.

"Größter Tatort" und Spürhunde

"Die Wiener Innenstadt war zudem der größte Tatort, den es je zu bearbeiten galt." Mit einer neuen 3D-Technik habe man diesen mit Hilfe von Laservermessungen "originalgetreu rekonstruieren" können, erklärte der Chef-Ermittler. Zudem sei geklärt worden, wie der Täter von seiner sieben Kilometer entfernten Wohnung in die Innenstadt gekommen sei. "Er kam allein und zu Fuß." Der Weg sei mit Hilfe von Spürhunden nachkonstriert worden, so Lohnegger. "Diensthunde können auch Tage später feststellen, ob eine Person vor Ort war."

Anfang kommenden Jahres will man einen Abschlussbericht der Ermittlungen vorlegen, kündigte der Ermittler an.