Manipulierte Meinungsumfragen sorgen derzeit für Debatten. Was sagt das über Ihre Branche aus?
Peter Hajek: Dieser Fall sagt nichts über die Qualität unserer Arbeit aus, sondern zeigt lediglich, dass es hier jemanden mit krimineller Energie gegeben hat. In Österreich und im Rest Europas gibt es klare Richtlinien für die Meinungsforschung.

Wie schwierig ist es dann, Umfragen zu „frisieren“?
Frisieren heißt schlicht fälschen und das kann jeder Trottel. Man muss ja nur einfach Zahlen umschreiben oder umdrehen. Da gibt es keine geheimen Möglichkeiten, Fälschen bleibt Fälschen.

Was bringt es einer Partei, Umfragen innerhalb Schwankungsbreite zu manipulieren, die in nur einem Medium erscheinen?
Es gibt drei Zielgruppen: Die erste offensichtliche sind die eigenen Funktionäre. Die Zweite sind andere Medien, die die Umfrage vielleicht übernehmen oder dadurch beeinflusst werden könnten. Und die dritte Gruppe sind die Wählerinnen und Wähler. Die nehmen so etwas aber am wenigsten zur Kenntnis.

Umfragen beeinflussen also keine Wahlen?
Vor 25 Jahren gab es eine Studie, die diesen Einfluss im einstelligen Prozentbereich verortet hat. Wählerinnen und Wähler lassen sich selten von Umfragen oder Polit-Experten beeinflussen. Sie sind nicht ja dumm und suchen aus, wovon sie überzeugt sind. Mit der Politik machen Umfragen aber schon etwas.

Und zwar?
Interne Umfragen haben 1999 gezeigt, dass Schüssel verliert und Haiders FPÖ an ihm vorbeizieht. Daraufhin hat er angekündigt, in Opposition zu gehen. Es sind also nicht Umfragen, die Dinge ändern, sondern das veränderte Verhalten politischer Akteure.

Wie hat sich das Verhältnis zwischen Medien und Meinungsumfragen entwickelt?
Bis in die 70er Jahre ließen nur Parteien Umfragen erstellen, mit denen sie Journalisten alles erzählen konnten. Anfang der 80er wollten die Medien aus Kontrollgründen dann eigene Umfragen, um zu wissen, was Sache ist.

Wie kann Ihre Branche nun Vertrauen zurückgewinnen?
Ich wüsste nicht, was sich ändern soll. Wir setzen bereits auf volle Transparenz und bieten auch an, dass jene, die an einer Umfrage zweifeln, die Rohdaten einsehen können.

Wie erleben Sie die Debatte um manipulierte Umfragen?
Sie ist entbehrlich. Nach 2016, als die Wahlforscher den ersten Durchgang der Bundespräsidentschaftswahl nicht sehr treffsicher vorhergesagt hatten, wollten wir die Qualität verbessern und haben uns auf Transparenz und einen Methodenmix geeinigt. Damit ging ein enormer Qualitätsschub, einher. Und diese Qualität hat mit krimineller Energie wie in der aktuellen Causa nichts zu tun.