Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung - Long Covid genannt - sind ein noch recht neues Phänomen. Dementsprechend ist einiges noch unklar, unbestritten sind aber die potenziell weitreichenden Folgen. Nach aktuellen Schätzungen könnten 10-20 Prozent aller Covid-Infizierten von Langzeitfolgen betroffen sein. Die konkreten Folgen sind aber sehr diffus und komplex – in der Literatur werden über 200 Symptome beschrieben. 

Wie Ralf Harun Zwick, Leiter der Ambulanten Internistische Rehabilitation der Therme Wien, sagt, macht Long Covid grundsätzlich keinen Unterschied, wie schwer der Verlauf der ursprünglichen Covid-Erkrankung war. Auffällig seien aber demografische Unterschiede. Das Durchschnittsalter der Patienten in seiner Abteilung liegt bei 43 Jahren. Unter jenen, deren Infektion mild verlaufen ist, finden sich vorwiegend Frauen.

Neue Leitlinien zur Unterstützung

Weil die Studienlage zu diesem Phänomen noch derart dürftig ist, haben medizinische Fachgesellschaften Leitlinien entwickelt, die besonders Hausärzte unterstützen sollen, Long Covid zu erkennen und die richtigen Behandlungschritte einzuleiten. Diese sollen nicht als abgeschlossenes Werk verstanden werden, sagte Susanne Rabady, Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin, bei der Präsentation am Freitag. Vielmehr brauche sie ständige Aktualisierungen.

Die gute Nachricht, die aus den Leitlinien hervorgeht: Werden die Symptome von Long Covid richtig gedeutet und passende Behandlungsschritte eingeleitet, lässt es sich gut behandeln.Ralf Harun Zwick, der die Ambulante Internistische Rehabilitation an der Therme Wien leitet, sagte, bei nur 5 Prozent der Patienten, bessert sich die Situation nicht nach spätestens sechs Wochen.

Dafür müssen Symptome aber richtig gedeutet werden. Beispielsweise könne eine Atemnot viele Ursachen haben, auch wenn eine Covid-Erkrankung vorgegangen ist. Am wichtigsten sei hier, so Rabady, ein professionelles, empathisches Patientengespräch. Dafür liefern die Leitlinien Hilfsmittel, damit Patienten an die richtigen Spezialisten weiterverwiesen werden können. Für Herz- oder Lungenspezialisten seien die meisten Symptome dann nichts neues mehr. Eine zwar zähe, aber meist effektive Behandlung könne dann beginnen.