Wenn österreichische Verteidigungsminister reisen (wollen), können sie etwas erzählen: Klaudia Tanner (ÖVP) musste am Freitag ihre Teilnahme am Treffen der EU-Verteidigungsminister in Lissabon kurzfristig absagen. Das Linienflugzeug nach Portugal mit der Ministerin an Bord musste in der Nacht auf Freitag wegen technischer Probleme in München landen, nachdem sich schon der Abflug in Wien um zwei Stunden verzögert hatte. Im Anschluss wurde die kleine österreichische Delegation mit Pkw bzw. einem Heeresbus wieder nach Wien zurückgebracht.

Erinnert sei an dieser Stelle an einen unfreiwilligen Rundflug der Heeres-Hercules mit Ministerin Tanner an Bord im Dezember, weil Nebel die Landung in Sarajevo verhinderte. Und an eine lange Busreise von Sarajevo nach Wien mit Minister Thomas Starlinger, weil ein Motor der C-130 gestreikt hatte.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner © APA/HERBERT NEUBAUER

Bis zu 100 Soldaten

Zurück nach Lissabon: Dort ließ sich Tanner beim Gipfel von der EU-Botschafterin Christina Kokkinakis vertreten. Thema war unter anderem die sicherheitspolitische Entwicklung in Afrika. Im Krisenstaat Mali, in dem es zuletzt zwei putschartige Machtwechsel gegeben hatte, wird Österreich im Dezember zum zweiten Mal das Kommando der EU-Trainingsmission (EUTM) übernehmen. Als Kommandant ist der niederösterreichische Brigadier Christian Riener vorgesehen, derzeit Leiter der Abteilung Einsatzführung im Verteidigungsministerium.

Schon ab Juni wird das Bundesheer sein Kontingent bei EUTM von derzeit zwölf auf bis zu 100 Soldaten aufstocken, auch die Funktion Chef des Stabes wird von einem österreichischen Offizier bekleidet. Österreich ist seit 2013 Teil der Trainingsmission zur Ausbildung malischer Streitkräfte.

Brigadier Christian Riener wird Kommandant der Mali-Mission
Brigadier Christian Riener wird Kommandant der Mali-Mission © BMLV/Pusch

Afrika bleibt im Fokus

Weitere Nicht-Kampfmissionen auf dem Kontinent könnten für das Bundesheer in Zukunft den Sahel-G5-Staaten (Mauretanien, Mali, Niger, Burkina Faso, Tschad) folgen. Auf Vorschlag Portugals soll es dort eine Ausbildungskooperation mit der EU und der Nato geben. Österreich begrüßt diesen Vorstoß, heißt es offiziell, eine Teilnahme werde geprüft. "Sicherheit und Stabilität in Afrika sind auch für Europa von besonderem Interesse. Um das zu erreichen, ist mehr Engagement von uns gefordert", sagt Verteidigungsministerin Klaudia Tanner.