Es zählt zu den ambitionierteren Vorhaben von Umwelt- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler. Noch im heurigen Jahr soll das 1-2-3-Ticket das Licht der Welt erblicken. Umgerechnet um einen Euro pro Tag soll man in einem Bundesland, um zwei Euro in zwei Bundesländern und um drei Euro in ganz Österreich mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Bahn, Bus, Bim und U-Bahn unterwegs sein können. 

Wer zahlt?

Im Prinzip können sich alle Akteure mit dem Konzept anfreunden, doch wie so oft spießt es sich an einer Frage: Wer zahlt? Und ein weiterer Punkt drängte sich auf, nämlich, ob das bundesländerübergreifende 1-2-3-Ticket nicht in erster Linie auf die Ostregionen mit dem Zentralraum Wien sowie Niederösterreich und Burgenland als Einzugsgebiet zugeschnitten ist, während Bundesländer wie die Steiermark, Kärnten, Oberösterreich, Tirol eigene Zentralräume besitzen und mit einem regionalen Konzept das Auslangen finden würden?

100 Millionen für Regionaltickets

Nun hat die Bundesregierung im heutigen Ministerrat 100 Millionen Euro für Regionaltickets locker gemacht. Das Geld wird dabei nach Bevölkerungsschlüssel an die Bundesländer aufgeteilt, die damit Ticket und auch etwaiges Mehrangebot im öffentlichen Verkehr finanzieren können – auf die Steiermark entfallen 14 Millionen Euro, auf Kärnten sechs Millionen. Die Bundesländer können damit sowohl die Einführung des regionalen Tickets als auch dazugehörige Angebotsausweitungen finanzieren. Die Finanzierung der österreichweiten Stufe des Klimatickets erfolgt vollständig durch den Bund. Alle Klimatickets sollen langfristig über die neutrale Vertriebsplattform „One-Mobility“ angeboten werden.  

Steirer hoffen auf baldigen Vertragsabschluss

„Der heutige Beschluss im Ministerrat ist sowohl aus verkehrs- als auch aus umweltpolitischen Gründen voll zu begrüßen“, sagt der steirische Verkehrslandesrat Anton Lang (SPÖ) in einer ersten Reaktion. „Es freut mich natürlich sehr, wenn der Bund nun Mittel für die Umsetzung der Regionaltickets freigibt. Wir sind in Sachen 1-2-3-Ticket derzeit in intensiven und guten Verhandlungen mit der Frau Bundesminister.“ Aus dem Umfeld des steirischen Verkehrsressorts ist zu hören, dass die Verhandlungen mit dem Bund unter den neuen Bedingungen bereits in den nächsten Wochen abgeschlossen sein könnten.

Kärnten rechnet erst mit 2022

Kärntens Verkehrsreferent Landesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) ergänzte: "Die heute im Ministerrat beschlossene Mitfinanzierung durch den Bund ist ein großer Verhandlungserfolg für die Bundesländer und ein wichtiger Schritt für die Umsetzung eines attraktiven Klimatickets auf regionaler Ebene." Von den 100 Millionen Euro, die der Bund pro Jahr dafür zur Verfügung stellt, werde Kärnten etwa 6,3 bis 6,5 Millionen Euro erhalten. "Noch sind viele Detailfragen zu klären. Allen voran der Preis des Tickets. Erst wenn alle diese Fragen beantwortet sind, werden wir wissen, wie hoch der finanzielle Anteil des Landes an dem Projekt ist. Wenn alles klappt, wird das 1-2-3-Klimaticket in Kärnten im Laufe des Jahres 2022 kommen."

Niederösterreich reagiert weniger euphorisch

Weniger euphorisch reagiert Niederösterreichs Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko: „Wir haben in den letzten Wochen Fortschritte in der Grundlagenarbeit erzielt. Wir sind mit den Verhandlungen für die Ost-Region Wien, Niederösterreich und Burgenland daher auch noch nicht am Ziel. Eine Einführung kann 2021 aber nach wie vor möglich sein. Nach dem Vertragsabschluss brauchen wir rund drei bis vier Monate, bis das Produkt verfügbar ist.“

Gewessler erklärte im Umfeld des Ministerrats: „Ein Ticket für alle Öffis – in ganz Österreich oder in einem Bundesland. Und das zu einem unschlagbaren Preis. Das setzen wir gemeinsam um, denn damit wird Öffi-Fahren in Österreich noch attraktiver und noch besser.“ Finanzminister Gernot Blümel: „Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs wird einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Wichtig ist, dass diese Bestrebungen auf sozial verträgliche Art und Weise umgesetzt werden. Mit dieser Finanzierung stärken wir Länder und Regionen. Zudem entlasten wir die Pendlerinnen und Pendler durch leistbare Angebote.“