Wo kann ich mein Auto parken und was muss ich dafür bezahlen? Kaum eine Frage wird in Wien kontroverser diskutiert als diese.

Vereinfacht gesagt gilt: Wer in Wien wohnt hat – je nach Bezirk – die Möglichkeit, sich ein sogenanntes Parkpickerl zu kaufen, um damit im Wohnbezirk (oder in Ausnahmefällen auch größeren Gebieten) über eine längere Zeit in einer Kurzparkzone parken zu können. Wer Wien besucht, braucht einen Parkschein.

Noch gibt es nicht in jedem Bezirk ein Parkpickerl. Das soll sich jetzt aber ändern. Für Besucher aus anderen Bundesländern hat das zur Folge, dass sie auch dafür zahlen müssen, wennsie ihr Auto am Stadtrand abstellen, um dann mit der U-Bahn in die Innenstadt zu fahren.

Was sieht die Neuregelung des Parkpickerls in Wien vor?

Derzeit gibt es in 19 Wiener Bezirken Kurzparkzonen, nicht überall allerdings flächendeckend. Am Mittwoch gab Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) bekannt, dass das bisherige Parkpickerl-Modell auf alle 23 Bezirke ausgeweitet wird. Neben Simmering sollen also auch die Randbezirke Hietzing, Liesing, Floridsdorf und der Donaustadt eine Parkraumbewirtschaftung bekommen. In den genannten Bezirken wird das Parkpickerl gleichzeitig eingeführt. Derzeit werden noch Grundlagen für die weiteren Schritte erarbeitet - vor 2022 wird es kein einheitliches Parkpickerl in Wien geben. 

Was bedeutet die Neuregelung, wenn ich aus einem anderen Bundesland mit dem Auto nach Wien komme?

Sobald das wienweite Parkpickerl gilt, müssen Autofahrer aus anderen Bezirken überall einen Parkschein lösen. Das Auto in den Randbezirken abstellen und mit der U-Bahn in die Innenstadt fahren, wird also künftig etwas kosten. In der Innenstadt gelten die Kurzparkzonen derzeit von Montag bis Freitag von 9 bis 22 Uhr (ausgenommen Feiertage), in den äußeren Bezirken von 9 bis 19 Uhr. In der neuen Regelungen werden für alle Bezirke einheitliche Parkzeiten gelten. Details dazu sind noch offen. Einen Parkschein bekommt man in Wien entweder in Trafiken und Tankstellen oder über das Handy. Es gibt Parkscheine von der Dauer einer halben (1,10 Euro) bis zu zwei Stunden (4,40 Euro). Diskutiert wurde zuletzt immer wieder ein neues Parkzonenmodell, das die Stadt in mehrere Preiszonen (Innenstadt, innerhalb des Gürtels, außerhalb des Gürtels) einteilt. Das wird vorerst aber noch nicht umgesetzt. 

Warum ist die Einführung eines flächendeckenden Parkpickerls so dringend?

Zwei Drittel der täglich rund 300.000 Pendler kommen mit dem PKW nach Wien. Sie stellen derzeit ihr Auto in den Parkpickerl-freien Bezirken kostenlos ab. Das macht es für Wienerinnen und Wiener in manchen Gegenden zunehmend schwieriger, einen Parkplatz zu finden. In manchen Bezirken sei die Parkplatzsituation mittlerweile "inakzeptabel", so Sima. Hier soll das Parkpickerl Abhilfe schaffen. In Bezirken mit einer entsprechenden Regelung ging die Auslastung der Parkplätze um bis zu 30 Prozent zurück, vor allem die Autos mit Nicht-Wiener-Kennzeichen wurden weniger. Die Parkraumbewirtschaftung im gesamten Stadtgebiet soll darüber hinaus auch einen nachhaltigen Effekt auf das Verkehrsverhalten haben und damit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Mit den Einnahmen will die Stadt den weiteren Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel finanzieren.

Kritik an der neuen Parkpickerl-Regelung

In Niederösterreich herrscht nach den Ankündigungen aus Wien Redebedarf. Mobilitäts-Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) befürchtet, dass sich die Parkprobleme nun ins Wiener Umland verschieben. Er fordert Gespräche über Pläne den Ausbau von Park&Ride-Anlagen. "Denn eines ist klar: 26 Prozent der Wiener Wirtschaftsleistung werden von Pendlern erarbeitet. Einseitige Maßnahmen bringen also langfristig niemanden weiter", so Schleritzko. Die Wiener Grünen hätten sich eine komplette Reform der Parkraumbewirtschaftung gewünscht. Sie zu belassen wie sie ist sei ein Rückschritt. Vor einem Jahr hatte man sich nämlich parteiübergreifend schon auf ein Zonenmodell mit unterschiedlichen Tarifen geeinigt, sagt Mobilitätssprecher Kilian Stark. Die Wiener FPÖ sieht wiederum in den Plänen der Stadt eine “reine Inkassoaktion der SPÖ, um klaffende Löcher in der Stadtkassa zu füllen.” Sie fordert ein Gratis-Parkpickerl für alle Wiener und zusätzlich 25.000 Park&Ride-Stellplätze.