Sofern das heimtückische Virus keine neuerlichen Kapriolen schlägt und alle Pläne zunichtemacht, könnte es zu Christi Himmelfahrt (13. Mai) oder zu Pfingsten (23. Mai) so weit sein. Nach sechs (!) Monaten sollen in Österreich Gastronomie, Kultur, Sport, Hotellerie wieder aufsperren. Handel und körpernahe Dienstleister sollen zu diesem Zeitpunkt bundesweit ohnehin geöffnet sein. Am Freitag kommt die Regierungsspitze mit den Sozialpartnern und den Landeshauptleuten zusammen, um den Plan festzulegen.

Einvernehmen herrscht darüber, dass die Öffnungen unter strengsten Rahmenbedingungen stattfinden soll. Abgesehen vom Handel wird eine generelle Testpflicht erwogen. Doch soll diese für alle gelten? Was ist mit den heute rund 750.000 Personen, die die Impfung bereits hinter sich haben? Jeden Tag werden es mehr.

Klaus Vander, Primar am LKH in Graz und Leiter des Instituts für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie, macht sich im Gespräch mit der Kleinen Zeitung dafür stark, dass Geimpfte, die ins Gasthaus, zum Friseur, auf den Fußballplatz, ins Kino, in die Oper drängen, keine Tests mehr benötigen. „Aus meiner Sicht braucht ein Geimpfter im öffentlichen Raum keinen Antigen-Test“, so Vander „Das wäre ein Bonus.“ Rund 14 Tagen nach der Zweitimpfung könne man von einem „suffizienten Schutz“ ausgehen, die Immunität nehme weiter zu. Keine Ausnahme sollte es im Gesundheits- und Spitalsbereich geben, da müssen sich Geimpfte auch künftig testen.

Klaus Vander, Primar am LKH in Graz und Leiter des Instituts für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie

Im Telefonat räumt Vander mit der völlig falschen Vorstellungen auf, dass jemand, der geimpft ist, das Thema Corona abhacken könne. Wer geimpft ist, könne durchaus an Corona erkranken und auch andere anstecken, allerdings sei die Wahrscheinlichkeit, dass beides passiere, „signifikant geringer“. Daher sei der Wegfall der Testpflicht zu verantworten. Von allen am LKH Geimpften seien 0,2 Prozent positiv getestet worden.

Impfung schützt nicht vor milden Verläufen

Der entscheidende Mehrwert der Impfung sei jedoch der Schutz vor schweren Erkrankungen, stationären Aufenthalten und Intensivbehandlungen. „Die Impfung schützt mich in einem hohen Ausmaß vor dem Tod. Sie bewahrt mich aber nicht vor dem milden Krankheitsverlauf. Das hat die Impfungen auch nie versprochen.“ Und: „Wenn jemand geimpft ist und an Corona erkrankt, kann er nicht sagen: Die Impfung ist Mist.“

"Corona kann man nicht wie die Pocken ausmerzen"

Die Öffentlichkeit dürfe sich keinen falschen Illusionen hingeben: „Unser Ziel kann es nur sein, schwere Erkrankungen zu verhindern, die Hospitalisierung zu minimieren, die Sterbelast zu reduzieren.“ Es sei undenkbar, dass die Impfung vor einer Infektion schütze. „Das Virus wird nie mehr weg sein, auch weil das Virus aus dem Tierreich kommt.“ Deshalb könne man es nicht ausmerzen wie die Pocken.

Vander hofft, dass möglichst viele Bürger sich impfen lassen. Die über 50-Jährigen sollten diesen Schritt zum Selbstschutz machen. Bei den Jüngeren gehe die „Wahrscheinlichkeit, dass man an Corona stirbt, gegen null. Man sollte es aber tun, um die Übertragungshäufigkeit in der Bevölkerung zu reduzieren.“

"Will nicht bis ans Lebensende eine Maske tragen"

Im Prinzip könnten auch alle Geimpften im öffentlichen Raum auf die Maske verzichten. „Irgendwann wollen wir ja die Maske loswerden.“ Es werde immer einen Anteil an Impfunwilligen geben. „Deshalb kann ich nicht bis ans Lebensende eine Maske tragen.“