Eigentlich hätten die Freiheitlichen erstmals seit langer Zeit wieder Grund zu vorsichtigem Optimismus. In jüngsten Umfragen klettert die Partei langsam, aber sicher, aus dem tiefen Loch, in das sie ihr ehemaliger Parteiobmann Heinz-Christian Strache und dessen Skandale gerissen hatten. Doch Freude kommt bei Parteichef Norbert Hofer dieser Tage keine auf. Muss er doch konstant intern kalmieren und nach außen betonen, dass große Einigkeit in den blauen Reihen herrscht. Und eine angeblich geplante Regierungsbeteiligung dementieren.

Aber der Reihe nach. Die Doppelspitze, an der Hofer und Klubobmann Herbert Kickl aktuell sitzen, galt lange als krisensicherste Option für die Partei. Mit Hofer hatte man ein freundliches Gesicht, einen Pragmatiker. Und mit Kickl einen bissigen Oppositionspolitiker. Beide Lager der Partei schienen so optimal vertreten.

Dennoch wurden immer wieder Rufe laut, dass Hofer zu handzahm für die erste Reihe sei. Sogar Kickl selbst ließ immer wieder duchklingen, dass ihn der alleinige Chefsessel reize. Zuletzt offenbarten sich unübersehbare Auffassungsunterschiede zwischen den beiden Parteigranden im Parlament. Hofer appellierte als Dritter Nationalratspräsident an seine Fraktion, sich an die Maskenpflicht im Hohen Haus zu halten. Kickl gab jedoch stolz bekannt, sich an dieses Gebot nicht halten zu werden, "weil ich es nicht muss".

FPÖ-Bundesrat: Trennung von Hofer "im Vernünftigen"

Ein Vorgehen, das offenbar auch vielen Parteifreunden besser gefällt. FPÖ-Bundesrat Johannes Hübner sah sich deshalb gar veranlasst, Hofer ungewöhnlich offen zu kritisieren. In einem Podcast des rechtsextremen Magazins "Info-Direkt" dachte dieser laut über eine "Trennung im Vernünftigen" nach. Die Doppelspitze habe "schwierige Stunden erlebt", Hofers Appell an die Abgeordneten habe einer "Selbstüberhöhung über alle Menschen" geglichen.

Im Klub sei das nicht gut angekommen, in einer Sitzung sei man "zwischen Erstaunen, Entsetzen, Verärgerung und Verwunderung" geschwankt. Man habe sich dann geschlossen hinter Kickl gestellt. Hübner selbst hatte vor vier Jahren wegen Antisemitismus-Vorwürfen nicht mehr als Nationalrat kandidiert, heute sitzt er für die FPÖ im Bundesrat. 

Kein "fliegender Wechsel" in die Regierung

Doch neben interner Kritik muss sich Hofer aktuell noch um andere Spekulationen kümmern. Am Freitag dementierte Hofer Berichte über angebliche Pläne für einen "fliegenden Wechsel" der Freiheitlichen in die Regierung. Vor einer Woche wurde in der Partei ein einstimmiger Beschluss gefasst, der eine solche Beteiligung ausgeschlossen hatte. Laut Kickl sei das geschehen, weil auch die SPÖ einen ähnlichen Beschluss getroffen hatte.

In einer Aussendung hielt Hofer fest, dass es die angeblichen Treffen mit Bundeskanzler Sebastian Kurz nicht gegeben habe. "Es gab keine solchen Treffen, es gibt keine solchen Treffen und es wird auch künftig keine solchen Treffen geben. Mit dieser ÖVP ist aktuell nämlich kein Staat zu machen." Eben dieser ÖVP warf er vor, einen Keil in die blauen Reihen treiben zu wollen. Die Volkspartei hat die Gerüchte inzwischen ebenfalls bestritten.

Seine Partei rief er zu "Ruhe und Einigkeit" auf. Ob die Freiheitlichen diesem Auftrag ihres Parteichefs Folge leisten werden, wird sich zeigen.