Vor wenigen Tagen noch wollten der Wiener Gesundheitslandesrat Peter Hacker die Schanigärten und Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (beide SPÖ) die Thermen öffnen. Am Mittwoch machte Doskozil eine überraschende, öffentliche Kehrtwende. Mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und der niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) verkünderte er einen - zwar kurzen, aber strengen - Osterlockdown in Ostösterreich.

Politologe Peter Filzmaier bezeichnet diese Kehrtwende als "mysteriöse Ostererleuchtung". In der ZiB 2 begrüßte er den Meinungswechsel zwar grundsätzlich, kritisierte aber einen "Schönheitsfehler" daran: Die Geschwindigkeit des Meinungswandels: "Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass die Experten am Montag etwas anderes gesagt haben, als am Dienstag", sagte er. Eher vermutet Filzmaier einen "Beharrungsstandpunkt aus Prinzip", der nicht mehr zu halten gewesen sein.

Auch der Komplexitätsforscher Peter Klimek, der die Prognosen für das Gesundheitsministerium erstellt, bestätigte, dass bereits Anfang März die Überlastung der Intensivstation in Wien prognostiziert wurde. "Überraschend war, dass danach mehr über Lockerungen geredet wurde, und über die Impfstoffverteilung in EU-Ländern", kommentierte er.

Überrascht zeigte Klimek sich auch darüber, dass man beim Osterlockdown "nur an einen kurzen Zeitraum denkt." Er bezweifelt, dass wenige Tage ausreichen, um eine Trendwende herzustellen: "Aber die brauchen wir unbedingt." Obwohl die neuen Regelungen erst mit 1. April gelten, empfiehlt Klimek, ab sofort Kontakte zu reduzieren.