FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl kam, um zu streiten. Dass er sich im Nationalrat eine "intensive Debatte" liefern werde, hatte er bereits am Tag zuvor angekündigt. Fokus seiner Kritik war die ÖVP, der er die Einführung eines „Impfzwangs“ vor. „Sie agieren nicht wie ein Staatsmann, der die Bevölkerung schützt, sondern wie ein Vertreter der Pharmaindustrie“, erklärte er in Richtung Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Dieser möge sofort zurücktreten. Kurz beklagte indes die „Art und Weise“, mit der Kickl Politik mache. „Sie halten sich nicht an die Regeln, Sie verführen andere Menschen, sich auch nicht an die Regeln zu halten - und Sie gefährden damit Menschen in unserem Land.“

Gefährdet fühlte sich auch ÖVP-Mandatar Michael Hammer. Angesichts der schweren Corona-Erkrankung von FPÖ-Landesparteichef Manfred Haimbuchner fühle er sich im Hohen Haus nicht mehr sicher, da die FPÖ dort konsequent auf Masken verzichtet. Er und einige andere ÖVP-Abgeordnete verließen den Saal. Die FPÖ reagierte erbost, es sei ein Skandal, dass man aus Haimbuchners Erkrankung „politisches Kleingeld“ schlage.

Rabl: Kurs bleibt, aber Debatte um Kommunikation

Haimbuchners Einlieferung stellte die Frage in den Raum, ob die FPÖ nun von ihrem harten Corona-Kurs abrückt. Nein, beeilten sich Kickl und Parteichef Norbert Hofer zu betonten. Ein solches Nein kommt nun auch von Andreas Rabl, dem Welser Bürgermeister und Chef der parteiinternen Reformgruppe: „Die Kritik an den teils nicht nachvollziehbaren Regierungsmaßnahmen bleibt natürlich aufrecht.“ Aber: „Man muss schon über die Kommunikation und die Schwerpunkte der eigenen Corona-Politik diskutieren.“

Eben diese Kommunikation in Form einer immer schärfer artikulierten Ablehnung von Corona-Maßnahmen, die vor allem Kickl bei Demo-Auftritten, in Pressekonferenzen und im Parlament an den Tag legt, geht vielen Freiheitlichen inzwischen zu weit. „Wenn wir mit marktschreierischen Parolen agieren, werden wir schnell und fälschlicherweise als Corona-Leugner abgestempelt. Die sachlich geäußerte Kritik geht da vollkommen unter“, erklärt ein Funktionär. „Ich glaube, dass sich Kickl mäßigen sollte“, erklärt ein Wiener Freiheitlicher. „Sonst schadet uns das am Ende allen.“