Aufgrund der Belastungen durch die Pandemie ließ das Bildungsministerium 2020 bei der Matura Milde walten. Dass es auch heuer Erleichterungen geben wird, gab Bildungsminister Heinz Faßmann am Freitagvormittag bekannt.

Das Wichtigste: "Die mündliche Matura wird freiwillig", sagte der Minister. Einen kleinen "Motivationsfaktor" für einen Antritt gibt es: Im Maturazeugnis wird vermerkt, ob ein Schüler sich der Prüfung gestellt hat. Das kann nur in einem, in zwei oder auch in allen gewählten Fächern sein. Die Themenbereiche können dabei wie berichtet um bis zu einem Drittel reduziert werden, wenn diese im Unterricht nicht ausreichend behandelt werden konnten.

Ganz ausgesetzt - wie Einige fordern - könne die Matura heuer jedoch nicht werden, so Faßmann: "Wer das sagt, verkennt die langfristigen Effekte auf die internationale Mobilität." Der Minister richtet den Maturanten 2021 aus: Ihr seid keine 'Lost Generation'. Im Gegenteil, ihr beweist, dass ihr Aufgaben auch unter schwierigen Bedingungen leisten könnt." Es werde nichts hergeschenkt, "aber wir tun auch nicht so, als wäre alles beim Alten".

Zustimmung und Kritik

Schülervertreter wie die Initiatoren der Petition "Fairtura" zeigen sich zufrieden: "Das ist mehr als fair", sagt der Steirer Leonhard Leitinger, der an diesem Freitag gerade aus einer vierstündigen Deutschmatura kommt. "Wir freuen uns wirklich über die Änderungen." Und auch der AHS-Landesschulsprecher in Kärnten, Michael Pirker, erklärt: "Wir sind sehr zufrieden, da endlich unsere Forderung einer freiwilligen mündlichen Matura umgesetzt wurde. Mit diesem Maßnahmenpaket nimmt man den Schülerinnen und Schülern eine große Last von den Schultern und kann eine faire Matura 2021 gewährleisten."

Weniger begeistert sind die Initiatoren der Plattform "Matura Futura": "Junge Menschen brauchen in diesen besonders herausfordernden Zeiten Sicherheit, Planbarkeit und Unterstützung. Die weitgehende Fortsetzung der wenig praktikablen Bedingungen vom letzten Jahr ist darauf die falsche Antwort", sagt Sabine Völkl-Kernstock, die psychologische Leiterin der Uniklinik für Kinder-und Jugendpsychiatrie. Matura Futura sieht unter anderem die Aufwertung von vorwissenschaftlicher Arbeit und die abschließende Prüfung in nur zwei frei wählbaren Fächern vor. Der gesamte Stoff würde ja schon durch die Jahreszeugnisse umfassend beurteilt, meinen die Initiatoren.

Nur eine Schularbeit, Aufsteigen mit einem Fünfer

Wichtig für Schüler aller anderen Schulstufen: Die Zahl der Schularbeiten wird auch im laufenden Semester beschränkt. "Eine Schularbeit pro Semester und Fach ist genug", sagte Faßmann.

Zudem wird wie im Vorjahr das Aufsteigen in die nächste Klasse mit einem Nichtgenügend ohne Nachprüfung möglich, wenn die Leistung in dem Fach im Vorjahr positiv war. Bei zwei oder mehr Nichtgenügend entscheidet die Klassenkonferenz über den Aufstieg ohne Nachprüfung.

Eine weitere Regelung: Die gesetzliche Höchstdauer des Schulbesuchs wird um ein Jahr verlängert. Das bedeutet, dass alle Schüler, deren Schulpflicht mit einem negativen Zeugnis endet, freiwillig ein weiteres Schuljahr anhängen können. Das habe keinen Einfluss auf die Pflichtschullaufbahn, so Faßmann.

Erleichterungen bei Mathematikmatura

Bei der Bewertung der Mathematikmatura nimmt das Bildungsministerium nach eigenen Angaben Rücksicht auf eventuell nicht durchgenommene Stoffgebiete. Insbesondere die neu eingeführte Best-Of-Regelung im Teil 2 solle hier Abhilfe schaffen: Künftig werden nur noch die besten 2 von 3 Beispielen gewertet. Zudem werden alle Punkte aus Teil 1 und 2 nun gleich gewertet. Das bedeutet: Um eine positive Note zu erhalten sind 17 von 36 möglichen Punkten erforderlich. In welchem Teil diese Punkte erreicht wurden sei dabei ohne Bedeutung.

Wer mindestens ein Befriedigend im Zeugnis aufweist, muss zumindest 11 Punkte (rund 30%) erreichen, um zu bestehen, da nach diesem Schwellenwert die Jahresnote einberechnet wird.

Die Beispiele wurden bereits textlich entlastet und einfacher lesbar gemacht.

Speziell für die Vorbereitung in Mathematik gibt Angebote: Auf der Website www.mathago.at werden Erklärvideos für alle relevanten Prüfungsaufgaben online gestellt. Zusätzlich ist auf https://aufgabenpool.at/ zu jeder Übungsaufgabe das passende Erklärvideo (rund 3.000 Videos) verlinkt. Unter dem Link https://mmf.univie.ac.at/capstone gibt es zudem zu allen 18 Grundkompetenzbereichen Erklär‑Videos. 

Matura 2021: Nur drei Klausuren

Anders als sonst ist nicht nur, dass die mündliche Matura heuer coronabedingt ausfällt - bzw. dass Kandidaten in einzelnen Fächern auf freiwilliger Basis antreten können. Treten sie gar nicht an, erhalten sie in dem jeweiligen Gegenstand im Maturazeugnis die Note des Jahreszeugnisses. Falls Schüler sich für eine mündliche Matura entscheiden, können die Themenbereiche um bis zu 30 Prozent gekürzt werden.

Auch wird es nur drei schriftliche Prüfungen geben, die vierte ist freiwillig. Diese Klausuren beginnen am 20. Mai mit Deutsch, am 21. Mai folgt Mathematik. Eine kleine Pause gibt es mit Pfingsten, zwischen 25. und 31. Mai folgt dann eine Klausur aus den Sprachfächern. Am 16. und 17. Juni erfolgen die Kompensationsprüfungen.

Die schriftlichen Maturaprüfungen 2021
Die schriftlichen Maturaprüfungen 2021 © BMBWF

Für jene, die gleich positiv sind könnte die Matura also schon im Mai enden, sagte Faßmann.

Bereits bekannte Erleichterungen: Die Arbeitszeit wird wie schon im Vorjahr um eine Stunde verlängert. Erreichen die Schüler mindestens 30 Prozent der Punkte, wird die Note des Jahreszeugnisses bei der Ermittlung der Maturanote einbezogen. Mit diesem Schwellenwert werde sichergestellt, dass Klausuren nicht einfach ohne Bearbeitung abgegeben werden, wie dies im Vorjahr teilweise der Fall war.

Bereits bekannt war auch, dass die Präsentationen der Vorwissenschaftlichen Arbeiten (AHS) und die Verteidigung der Diplom- und Abschlussarbeiten (BMHS) auch heuer wieder freiwillig sind. Wenn präsentiert wird, kann dies auch virtuell geschehen.

Schülervertreter zufrieden

"Mit der freien Wahl, die mündliche Matura abzulegen oder die Jahresleistung als Abschlussnote zu erhalten, schaffen wir einen fairen Kompromiss", so kommentierte die Bundesschulsprecherin
Alexandra Bosek (Schülerunion) bei der Pressekonferenz mit Faßmann die Pläne. "Einen fairen Kompromiss für all jene, die ihre Leistung beweisen wollen, die sich nicht mit ihrer Jahresleistung zufriedengeben. Aber wir schaffen auch faire Rahmenbedingungen für all jene, die unter den pandemiebedingten psychischen Belastungen leiden, all jene, die die 108 Tage im Distance Learning besonders stark belastet haben."

Die Sprecherin der AHS-Direktoren, Isabella Zins, sprach von
einem "wirklich heftigen Jahr". Sie habe sich in der Vergangenheit
zwar "sehr für den Erhalt eines mündlichen Elements bei der Matura
eingesetzt". Aufgrund der Infektionslage und dem langen Ausfall des
Präsenzunterrichts sei sie aber "froh, dass es leichte Nachjustierungen gegeben hat" Trotzdem könne sie jenen Schülern, die entsprechende Zeitressourcen haben und mental gefestigt seien, nur empfehlen, die Chance auf eine mündliche Prüfung wahrzunehmen.

Viele Diskussionen um Matura

In den letzten Wochen gab es Diskussionen vor allem um die mündliche Matura. Lehrer lehnten die Forderung nach Freiwilligkeit bisher ab. "Ein Entgegenkommen halte ich für gut", sagt AHS-Lehrergewerkschafter Herbert Weiß. "Ich würde deshalb aber nicht die mündliche Matura streichen." Sonst bestünde die Gefahr, dass sich Schüler nur mehr auf Fächer mit schriftlicher Klausur konzentrierten.