Wie es mit dem Lockdown weitergeht, weiß niemand so genau. Am kommenden Montag, dem 1. Februar, empfängt die Regierungsspitze Landeshauptleute und Oppositionschefs. Unter Einbindung von Virologen und Epidemiologen soll festgelegt werden, wie es am 8. Februar weitergeht. Doch welcher Weg soll beschritten werden?

Verständnis für den Lockdown schwindet zusehends

Unüberhörbar ist der Ruf nach Lockerungen, quer durch die Bevölkerung. Das Verständnis für den Lockdown schwindet zusehends, vor allem Eltern, Lehrer, die Wirtschafttreibenden drängen auf Öffnungen. Gleichzeitig sind die Mutationen am Vormarsch. Die Politik steckt in der Doppelmühle: Je mehr geöffnet wird, umso größer das Risiko eines neuerlichen explosionsartigen Anstiegs der Infektionszahlen und somit eines vierten Lockdowns. Bleibt alles zu, kippt die Stimmung im Land.

In Regierungskreisen sucht man nach einem Ausweg aus dem Dilemma. „Den Lockdown einfach fortzusetzen, stelle ich mir schwierig vor“, räumte Gesundheitsminister Rudolf Anschober gestern ein. Dem Vernehmen nach drängen alle Landeshauptleute auf Öffnungsschritte. Mit seinem untrüglichen Gespür für Stimmungen weiß der Kanzler ebenso, dass eine Fortschreibung des Lockdowns den Volkszorn entfachen könnte. Was tun?

Probenentnahme in der Kläranlage

Eine Option, die derzeit die Runde macht: Schulen und Läden werden ganz vorsichtig geöffnet, mit Schichtbetrieb und strengen Quadratmeterregeln, vielleicht nur in Regionen mit niedriger Inzidenz, was in der Steiermark und Kärnten wegen der schlechten Zahlen fatal wäre. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und die Grünen drängen auf regionale Lockerungen des Lockdowns. Gleichzeitig sollen  die Testkapazitäten ausgeweitet werden. Um sich ein präzises Bild von der Ausbreitung der Mutationen machen zu können, will man die  Abwasserproben in Kläranlagen in den nächsten Tagen und Wochen bundesweit ausrollen. Nichtberufliche Reisen ins Ausland bzw. Einreisen könnten komplett unterbunden werden.

Die Macht der Modellrechner

Es kann aber auch völlig anders kommen, wenn sich am Wochenende herausstellt, dass die heimtückischen Mutationen in Österreich stärker als bisher angenommen verbreitet sind. Auf Basis der in den heimischen Kläranlagen erfolgten Probenentnahmen und der Einschätzungen der Virologen werden von den Modellrechner auch diesmal Prognosen und Simulationen erstellt werden. "Wir blicken immer angstvoll auf die Charts der Modellrechner", enthüllt einer der Beteiligten. "Und hoffen, dass die Kurve nicht zu steil nach oben zeigt."