An Österreichs Universitäten und Fachhochschulen herrscht seit Monaten Ausnahmezustand. Viele Hochschulen setzen auf Online-Lehrveranstaltungen, Präsenzlehre gibt es nur vereinzelt bei Prüfungen und Labor-Übungen. Daran dürfte sich auch in absehbarer Zeit nichts ändern. “Wir gehen davon aus, dass wir bis zum Ende des Sommersemesters zumindest unter hybriden, erschwerten Bedingungen den Lehr- und Forschungsbetrieb fortsetzen müssen”, sagt Sabine Seidler, Präsidentin der Universitätenkonferenz und Rektorin der TU Wien am Dienstag. 

Die Universitäten seien auch für ein Sommersemester 2021 gerüstet, da man die Umsetzung des Distanzbetriebs gut im Griff habe, so Seidler. “Aber sowohl Lehrende als auch Studierende weisen eine gewisse Müdigkeit auf.” Das äußere sich auch darin, dass Studierende immer stärker Beratungsangebote in Anspruch nehmen. “Es suchen jetzt auch Studierende Unterstützung, die vor Corona nicht auf die Idee gekommen wären, das zu tun”, sagt Seidler. Zu befürchten seien auch mehr Studienabbrüche. Evidenz dafür habe sie keine, “das ist nur ein Bauchgefühl”.

“Man darf nicht vergessen, welche Auswirkungen es hat, wenn das soziale Umfeld fehlt und man nur von einem Zoom-Call in den nächsten geht”, sagt Sabine Hanger von der Aktionsgemeinschaft (AG), seit Oktober Vorsitzende der Österreichischen Hochschüler*innenschaft (ÖH) im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Ein Angebot, das nun verstärkt wahrgenommen wird, ist die über das Bildungsministerium organisierte psychologische Studierendenberatung, die mit ausgebildeten Therapeut*innen in sechs Landeshauptstädten vertreten ist. Viele Studierende haben auch ihren Job verloren, oder können aufgrund der Arbeitssituation ihrer Eltern nicht mehr entsprechend finanziell unterstützt werden. Über den Corona-Härtefonds der ÖH können diese Studierenden um Hilfen ansuchen. 

Wunsch nach Vorreihung bei Impfung

Wann eine permanente Präsenzlehre wieder möglich sein wird, hängt vor allem von Test- und Impfmöglichkeiten für Studierende und das Lehrpersonal ab. Bei den vom Bund angekündigten, verpflichtenden Testungen für bestimmte Berufsgruppen kam das Lehrpersonal von Universitäten sowie Studierende nicht vor. Vergessen wurde auf diese Gruppe nicht, meinte Bildungsminister Heinz Fassmann kürzlich im Interview mit der “Kleinen Zeitung”. Eine Professorin treffe aber Studenten aus größerer Distanz als eine Elementarpädagogin. Außerdem würden manche Universitäten Tests im Rahmen ihrer Autonomie durchführen.

Fassmann bestätigt zwar Gespräche mit den Universitäten über einen möglichen gemeinsamen Beschaffungsvorgang von Schnelltests. Konkrete Pläne dafür gebe es bislang aber nicht. Uniko-Präsidentin Seidler fordert am Dienstag Unterstützung des Ministeriums. Ein einfaches “Reintesten” in eine Lehrveranstaltung hält sie aber für nicht möglich. “Testen macht nur dann Sinn, wenn man das immer macht, wenn man aufeinander trifft. Das heißt also jeden Tag.” An einer Uni mit Zehntausenden Studierenden sei das nicht möglich.

Auch beim Impfen wünscht sich Seidler eine Vorreihung. Derzeit stünden die Hochschulen nur an der sechsten Stelle von insgesamt sieben Prioritätsstufen. Zwar sei klar, dass zunächst alle vulnerablen Gruppen geimpft werden. “Wir gehen aber davon aus, dass die Impfbereitschaft von Studierenden und Mitarbeitern sehr hoch ist und die Universitäten als Vorbild dienen können. Daher soll man darüber nachdenken, früher zu impfen.”