Die Verdachtsfälle auf die britische Mutation B.1.1.7. des  Coronavirus häufen sich in Österreich. Neben den bereits bekannten Fällen in Tirol, Wien und dem Burgenland haben am Donnerstag auch Vorarlberg, Oberösterreich, die Steiermark und Niederösterreich mögliche Mutationen gemeldet. Bestätigt ist bisher noch kein Fall. Die Sequenzierung durch die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) wird einige Tage dauern. In Kärnten und Salzburg gab es zunächst keine Fälle.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) informiert heute über "die Suche nach SARS-CoV-2 Mutationen in Österreich und Europa". Mit dabei: Andreas Bergthaler (Research Center for Molecular Medicine) und Virologin Christina Nicolodi.

Anschober ist durchaus positiv gestimmt: "Es gibt eine Stimmungswende hin zur Impfung, auch bei den Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen."

Das sind die aktuellen Zahlen der Entwicklung:

  • 1.528 Fälle sind heute positiv, 2.283 neu genesen, die Zahl der Fälle nimmt ab.
  • 66 Todesfälle innerhalb der letzten 24 Stunden sind immer noch viel.
  • Die Zahl der Spitalspatienten nimmt ab (derzeit 2.042), ebenso die Zahl der belegten Intensivbetten (derzeit 337).
  • Der Reproduktionsfaktor liegt derzeit bei 0,97, also unter 1.
  • Die Sieben-Tages-Inzidenz liegt bei 149 also "recht stabil, aber wir sind noch nicht dort, wo wir hinwollen".

Die Zeit bis Ostern werde schwierig, auch wegen der mutierten Variante des Virus. "Es gibt überall in der EU eine sehr alarmierte Stimmung. Wir sind mit allen im Austausch."

Die schrittweise Ausbreitung des mutierten Virus werde in ganz Europa sehr, sehr ernst genommen. Das Virus habe sich bereits sehr ausgebreitet, "Österreich wird keine Insel der Seligen sein." Die drohende Gefahr sei auch der Grund dafür, dass die Ampel weiterhin österreichweit auf Rot geschaltet wurde.

Andererseits: Die Zahl der Geimpften werde ständig steigen, die Witterung werde täglich besser bzw. ungünstiger für die Ausbreitung des Virus. "Wir haben eine Perspektive, aber es dauert noch." Bis Ende Juni könnte die österreichische Bevölkerung durchgeimpft sein, wobei alles davon abhänge, wie schnell die Impfstoffe jetzt genehmigt werden und geliefert werden können.

So wird jetzt weiter vorgegangen:

  • Es gibt weiterhin Lande- und Einreiseverbote. Die Bestimmungen des Grenzübertritts werden evaluiert, wobei die Situation der Pendler berücksichtigt werde.
  • Das Kontrollnetz wird massiv verstärkt: Jeder positive Abstrich bzw. PCR-Test werde auch auf den Verdacht auf das mutierte Virus hin überprüft, zusätzlich werde ein Messsystem über die österreichischen Kläranlagen ausgerollt.
  • In Bezug auf die Öffnung ab 25. Jänner sei man noch mitten in der Analyse - am Samstag sollen die Maßnahmen bekannt gegeben werden. Relevant sei dabei vor allem der Hinweis darauf, dass sich die Ansteckungsgefahr durch die englische Version des mutierten Virus um 50 Prozent erhöhen dürfte, bei der südafrikanischen und der japanischen Variante sei es noch dramatischer
  • Hygiene, Abstand halten, Masken tragen seien nach wie vor die wichtigsten Basis-Maßnahmen. Es dürfte zunehmend eine Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken kommen.

Andreas Bergthaler vom Research Center for Molecular Medicine erläuterte die Strategie der Wissenschaftler zum Thema Mutation:

Situation in den Ländern

Im "Ländle" könnten sich fünf Personen aus Vorarlberg mit der mutierten Variante aus Großbritannien angesteckt haben. Deren Proben wurden zur weiteren Untersuchung nach Wien gesandt. Man hoffe nun auf baldige Antwort aus Wien, hieß es. Sorge bereitete die Nähe Vorarlbergs zur Schweiz, wo bereits sechs Prozent aller Neuinfektionen auf die Mutation zurückzuführen seien, sagte der Leiter des pathologischen Instituts in Feldkirch, Felix Offner, dem ORF.

In Oberösterreich hat der Krisenstab des Landes "zwei begründete Verdachtsfälle" auf die in Großbritannien entdeckte Coronavirus-Mutation gemeldet. Dabei handelt es sich um zwei Personen aus einer Gemeinde im Bezirk Braunau, die sich in der Steiermark angesteckt haben sollen. Die steirischen Behörden seien bereits informiert und die betroffenen Personen behördlich abgesondert, hieß es in der Aussendung des Krisenstabs am Abend.

Erste Verdachtsfälle in der Steiermark

Am Abend gab auch das Land Steiermark bekannt, dass die ersten zwölf Verdachtsfälle auf die britische Coronavirus-Mutation B.1.1.7. aufgetaucht sind. Wo und wie viele es waren, blieb zunächst unklar. Das Probenmaterial befinde sich derzeit zur finalen Analyse bei der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), hieß es in einer Aussendung.

In Niederösterreich besteht in einem Fall der konkrete Verdacht auf eine Coronavirus-Mutation. Nach dem Bekanntwerden von 17 Verdachtsfällen der britischen Coronavirus-Mutation gibt es unter der Bevölkerung des Tiroler Ortes Jochberg offenbar keinen Hinweis auf eine Virusmutation. Drei der vier positiven PCR-Testergebnisse wiesen keine Auffälligkeiten im Profil auf, die auf das mutierte Virus hinweisen, teilte das Land am Donnerstag mit. Lediglich bei einer bereits abgesonderten, engen Kontaktperson liege der Verdacht auf die britische Mutation vor, hieß es. Insgesamt lagen 1.061 Testergebnisse vor, das entspricht rund zwei Drittel der Jochberger Bevölkerung.

Von Freitag bis inklusive kommenden Montag sind außerdem PCR-Testungen im gesamten Bezirk Kitzbühel möglich. Rund 1.000 Menschen meldeten sich laut Land bis zum späten Donnerstagnachmittag dafür an.