Die SPÖ begibt sich wieder einmal in einen internen Zwist - Anlass ist diesmal die Frage, ob man eine eigene Kandidatur zur Hofburg-Wahl aufstellen soll. Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer empfahl seiner Partei die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures als "überaus geeignete Kandidatin". Wiens mächtiger SPÖ-Chef und Bürgermeister Michael Ludwig bremst nun aber: Eine Diskussion darüber sei derzeit "entbehrlich", ließ Ludwig über die Landespartei ausrichten.

Dornauer meinte, er empfehle seiner Partei bei der 2022 anstehenden Bundespräsidentschaftswahl jedenfalls eine eigene Kandidatur. Im Auge dafür hat er Bures, diese sei eine "überaus geeignete Kandidatin" und eine der "verdientesten Politikerpersönlichkeiten Österreichs". Er halte "die Zeit reif für eine Frau auf dem Chefsessel im Land", so der Landesparteichef. Die rote Kandidatur solle "im Laufe des nächsten Jahres" fixiert werden, gab der Tiroler Vorsitzende seinen Parteifreunden mit auf den Weg.

"Respekt vor dem Amt"

In der Bundeshauptstadt löste Dornauer damit offenkundig keine Freude aus: "Aus Respekt vor dem Amt und insbesondere aus Respekt vor der Person Alexander Van der Bellen, den Bürgermeister Ludwig außerordentlich schätzt und mit dem ihm ein sehr gutes Vertrauensverhältnis verbindet, hält er jegliche Diskussion zum derzeitigen Zeitpunkt für absolut nicht notwendig und auch für entbehrlich", hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme aus der Wiener Landespartei.

Bures, die als Vertraute Ludwigs gilt, hatte zuletzt selbst erklärt, sie glaube, "dass die Sozialdemokratie, falls er noch einmal antritt, Alexander Van der Bellen unterstützen wird". SPÖ-Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner hatte eine SPÖ-Hofburg-Kandidatur vor kurzem offen gelassen, aber gleichzeitig auch daran erinnert, dass in der Zweiten Republik SPÖ oder ÖVP nie einen Kandidaten aufgestellt haben, wenn sich ein amtierender Präsident um die Wiederwahl beworben hat.

"Derzeit kein Thema"

Auch in anderen Landesparteien waren die Reaktionen verhalten: "Wir sind nach wie vor der Meinung, dass es überhaupt keinen Anlass gibt, sich jetzt Gedanken zu machen über eine Bundespräsidentenwahl im Herbst 2022", sagte der burgenländische SPÖ-Landesgeschäftsführer Roland Fürst. Es bleibe so, wie dies Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) beim letzten Vorstoß gesagt habe: "Das wird intern in den Gremien beraten und dann wird eine Entscheidung gefällt und rechtzeitig bekannt gegeben." Der Kärntner SPÖ-Vorsitzende Peter Kaiser blieb ebenfalls bei seiner Meinung, dass sich die Frage derzeit nicht stelle.

Zu früh findet den Zeitpunkt auch der steirische SPÖ-Vorsitzende Anton Lang: "Diese Frage ist zur gegebenen Zeit in unseren Gremien und nicht öffentlich zu diskutieren." Die oberösterreichische Landesparteivorsitzende Birgit Gerstorfer sah zwei Jahre vor der Wahl auch keine Notwendigkeit der Debatte. Für die SPÖ Niederösterreich ist die Angelegenheit laut einer Sprecherin ebenso "momentan kein Thema".