Kanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat das gute Ergebnis der ÖVP bei der Wien-Wahl als Bestätigung für den "türkisen Weg" gesehen. "Die heutige Wien-Wahl brachte für die Neue Volkspartei ein weiteres sehr erfolgreiches Ergebnis. Für uns bedeutet dieses Ergebnis den achten Landtagswahl-Erfolg in Serie und ist ein Zeichen, dass der türkise Weg weiter an Zustimmung gewinnt"

Eine Wahlparty wird es bei der ÖVP Corona-bedingt nicht geben. Aber die Türkisen werden heute und in den nächsten Tagen ihr Wahlergebnis "genießen", so Kurz. Er habe sich "15 Prozent und vielleicht ein bisschen mehr erwarten", nicht aber eine Verdoppelung des Ergebnisses. So etwas "kommt sehr selten vor".

Auf Fragen nach einer Regierungsbeteiligung der ÖVP verwies Kurz auf Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). "Der Ball liegt jetzt bei der Sozialdemokratie." Er mische sich hier nicht ein.

Rendi-Wagner: "Aufwärtstrend für Sozialdemokratie"

SPÖ-Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner sieht in dem sich abzeichnenden Erfolg bei der Wien-Wahl ein "sensationelles Ergebnis" und "eine Stärkung der gesamten SPÖ" sowie "eine Fortsetzung des Aufwärtstrends für die Sozialdemokratie". Sie erinnerte an die Erfolge bei den Landtagswahlen im Burgenland und den Kommunalwahlen in der Steiermark und zuletzt in Vorarlberg.

"Wir nehmen diesen Schwung, diesen Zuspruch der Wählerinnen und Wähler und die klare Bestätigung für sozialdemokratische Kernthemen mit: Denn gerade jetzt, angesichts der herrschenden Rekordarbeitslosigkeit, braucht es eine starke SPÖ, die sich gemeinsam und mit ganzer Kraft für die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und die Schaffung von Arbeitsplätzen einsetzt", erklärten die SPÖ-Chefin und ihr Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch in einer gemeinsamen Aussendung.

Hofer: "Talsohle durchschritten"

FPÖ-Chef Norbert Hofer wird keine personellen Konsequenzen aus dem Debakel seiner Partei bei der Wiener Gemeinderatswahl ziehen. Das hat er Sonntagabend vor Journalisten im Wiener Rathaus erklärt. "Die Talsohle ist durchschritten, jetzt kann es nur noch aufwärts gehen", meinte er. Auch inhaltlich will er nichts ändern, höchstens "weiche Themen" wie Pflege mehr beachten.

Es sei wichtig, dass die Partei nun zusammenhalte, so Hofer. Es sei von vornherein klar gewesen, dass es in Wien für die FPÖ nach dem Ibiza- und Spesenskandal von Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache besonders schwer sein werde. "Heute ist ein sehr schwerer Tag, aber es war zu erwarten", sagte er. Der Parteichef zog einen Vergleich mit dem Wien-Marathon. Er befinde sich jetzt auf der Prater-Hauptallee; die Lage sei schwierig, aber es gelte durchzuhalten.

Neos wollen mitregieren

NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger freut sich über das gute Abschneiden der NEOS bei der Wien-Wahl: "Die Tatsache, dass wir vor der FPÖ liegen, ist sensationell", sagte sie am Abend in der NEOS-Parteizentrale, nachdem SORA eine entsprechende Hochrechnung publiziert hatte. Erstmals sei es möglich, dass die NEOS in eine Koalition gehen und mit dieser eine solide Mehrheit bilden könnten. Die Freude sei riesengroß.

"Jetzt wollen wir auch beweisen, was noch weiter gehen würde, wenn die NEOS in einer Regierung sind", sagte Meinl-Reisinger. "Ich glaube, es war eine Teamarbeit, aber ganz vorn stand ein Mann, dem wenig zugetraut wurde", lobte sie den Spitzenkandidaten Christoph Wiederkehr. Ihm habe sie vor dem Wahlkampf etwas ganz Wichtiges mitgeteilt. "Ich habe ihm gesagt, er soll nicht auf mich hören, sondern auf sich selbst."

Dass die NEOS mitregieren wollen, ist für Meinl-Reisinger klar. "Es geht uns um die beste Zukunft unserer Kinder", betonte sie und fügte die weiteren für die Partei wichtigen Themen wie Transparenz und das Schaffen neuer Arbeitsplätze an.