Die ehemaligen freiheitlichen Spitzenpolitiker Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus haben auf Ibiza drei Stunden lang den "Krone"-Deal mit der vermeintlichen Oligarchin verhandelt. Das berichtet der "Kurier", der nun ebenfalls Einblick in das aufgenommene Material bekommen hat. Einig wurde man sich mit dem Lockvogel nicht. "Jetzt gemma, des bringt nix", sagte Strache am Ende des Treffens.

Große Überraschungen oder Neuigkeiten dürfte auch die erneute Sichtung des Ibiza-Videos nicht zutage gefördert haben. Der "Kurier" berichtet unter anderem darüber, dass etwa viel über die Rolle der Juden und die Islamisierung Europas gesprochen wurde. Der serbische Homosexuellen-Hasser und Leugner des Völkermords in Srebrenica, Dragan Markovic, ist für den ehemaligen FPÖ-Chef "ein geiler Typ".

"Gut, dass ganzes Ibiza-Video jetzt öffentlich wird", befand der SPÖ-Fraktionsführer im Ibiza-Untersuchungsausschuss, Jan Krainer auf Twitter. Dass der Ausschuss immer noch nicht das Material habe, "bleibt ein Skandal".

Auch FPÖ und NEOS verärgert

Auch die FPÖ zeigte sich verärgert, dass auch der "Kurier", nicht aber der Untersuchungsausschuss das Ibiza-Video zur Gänze gesehen hat. Deren Fraktionsführer im Ausschuss, Christian Hafenecker, äußerte in einer Aussendung die Vermutung, dass Behörden den Medien wichtige Beweismittel zusteckten - unter "wohlwollender Beobachtung" des Ausschuss-Vorsitzenden Wolfgang Sobotka (ÖVP).

"Sobotka hat jetzt sofort alle Hebel in Bewegung zu setzen, um das gesamte Material in den U-Ausschuss zu holen", richtete Hafenecker den Ausschuss-Vorsitzenden aus. Dieser könne sich nicht mehr auf dessen "dubioses Gutachten" berufen, mit dem er die Übermittlung des Videos durch einen Berliner Anwalt verhindert habe. Gleichzeitig sei zu überlegen, auch "Kurier"-Verantwortliche im U-Ausschuss zu befragen, zumal auch "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk Auskunftsperson gewesen sei.

Empört zeigte sich auch NEOS-Fraktionsführerin Stephanie Krisper über den "neusten Akt der leidigen Posse". Es sei eine "Verhöhnung des Parlaments", dass Medien zum wiederholten Male Videomaterial vor dem Untersuchungsausschuss erhielten und einsehen könnten. "Es kann nicht sein, dass wir als Parlament in unserer Arbeit auf die 'Auswertung' durch Medien angewiesen sind", meinte Krisper. Sie will - wie auch die FPÖ - "unser Recht beim Verfassungsgerichtshof einklagen".