Vor knapp einem Monat präsentierte die ÖVP ihre Landesliste für die Wien-Wahl am 11. Oktober. Trotz langer Spekulationen rund um Innenminister Karl Nehammer geht Finanzminister Gernot Blümel als Spitzenkandidat ins Rennen. Auf Platz 5 steht der ehemalige Ö3-Moderator und derzeitiger Sprecher der neuen Volkspartei, Peter L. Eppinger. Eine Überraschung, sprach der 45-Jährige noch vor wenigen Jahren von keinerlei politischen Ambitionen. 

Sie waren 22 Jahre lang Moderator bei Ö3, haben aber bis dato keine aktive politische Erfahrung. Was wollen Sie nun politisch verändern?

PETER L. EPPINGER: Ich habe nun drei Jahre an der Seite von Sebastian Kurz gearbeitet. Da lernt man gehörig, wie Politik funktioniert. Was die Erfahrung betrifft: Wir wünschen uns auf der einen Seite Menschen, die sich schon länger in der Politik engagieren, und auf der anderen Seite aber auch Leute, die mitten aus dem Leben kommen, die vielleicht in ihrer ersten Lebensbiografie etwas komplett anderes gemacht haben und so nun ihre Erfahrungen und Talente, die sie sich erarbeitet haben, einbringen. Zu dieser Gattung gehöre ich. Jeder von uns kann Politik machen.

Wie kam es zu der Entscheidung den Job beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk aufzugeben und Sprecher einer Partei zu werden?

Sebastian und ich kennen einander seit 10 Jahren, da war er noch Staatssekretär. Wir haben einander auf der Bühne bei einer Veranstaltung kennengelernt, bei der er mir einen Preis überreicht hat. Hinter der Bühne sagt er zu mir, gehen wir doch mal auf einen Kaffee. Am nächsten Tag hat er angerufen. Dieses Gespräch, das wir damals begonnen haben, hat eigentlich nie aufgehört. Wir haben uns über die Monate und Jahre regelmäßig getroffen, einander ganz privat ausgetauscht und festgestellt, dass wir miteinander sehr gut können und das Gleiche wollen. Und dann war mit 2017 ein Zeitpunkt in meinem Leben da, als ich gemerkt habe: Das ist schön, was ich hier mache und es gehen sich noch ein paar Jahre aus, wenn ich möchte. Aber ich habe lang genug in ein Radiomikro gesprochen. Und ich habe in mir auch den Wunsch gefühlt, in diesem Land wirklich etwas zu bewegen. Das ging dann so schnell, dass ich meine letzte Sendung bei Ö3 moderiert habe, ohne zu wissen, dass es meine letzte ist. Ich habe mich nicht einmal verabschiedet. Meine Kollegen haben aus den Ö3-Nachrichten erfahren, dass ich wechsle.

Sie haben sich nach so langer Zeit nicht verabschiedet?

Weil das ein Angebot war, das man annimmt, oder weiter einen Job macht, den man 22 Jahre lang gut gemacht hat. In dem Moment habe ich mich für eine Richtung entschieden, in dem Moment war ich Sprecher einer Bewegung - auch wenn es noch nicht offiziell war -, in dem Moment war ich einer der neuen Volkspartei. Ich bin noch immer in engem Kontakt mit Ö3lern, ich habe nur auf die Zuhörerseite gewechselt.

Als Sie dann vor drei Jahren Sebastian Kurz bei der Nationalratswahl 2017 in Ihrer ersten Funktion als Sprecher unterstützt haben, haben Sie von keinerlei politischen Ambitionen gesprochen. Jetzt stehen Sie auf Platz 5 der ÖVP-Landesliste in Wien für die kommende Wahl im Herbst. Warum jetzt doch?

Mein Leben lang wollte ich mich politisch engagieren, weil ich das auch als Verpflichtung sehe, etwas zurückzugeben, meinem Land und meiner Stadt, in der ich lebe. Ich durfte mich nur nicht politisch engagieren, weil ich im ORF tätig war. Jetzt habe ich genug Politik gesprochen, jetzt möchte ich mitreden.

Was wollen Sie umsetzen?

Politik hat mich wahnsinnig gemacht. Mich hat immer schon genervt - und das war auch der Grund, warum ich zu Sebastian gegangen bin - wie in der Politik miteinander umgegangen wird. Es ist ein dauerndes Gegeneinander. Ich finde, man kann anderer Meinung und trotzdem befreundet sein. Einer meiner engsten, ältesten Freunde ist Bezirksrat bei der SPÖ. Wir kennen einander seit wir 15 sind, streiten oft, aber mögen uns trotzdem.

Was stört Sie an der aktuellen Wiener Stadtregierung?

Dass man sich immer entscheiden muss, auf welcher Seite man steht. Zum Beispiel, was den Verkehr betrifft: Wenn es nach der Wiener Stadtregierung geht, ist man entweder Radfahrer, Öffi-Fahrer, Fußgänger oder Autofahrer. Und wenn man sich dann für etwas entschieden hat, dann darf man auch nichts gut finden, was die anderen machen. Das geht sich für mich nicht aus. Es gibt auch kein durchgängiges Konzept für alle. Es wird entweder ein Pop-Up-Radweg irgendwo gemacht, der dann die Autofahrer extrem ärgert, oder ein Pool irgendwo aufgestellt, der wiederum die Autofahrer und die Radfahrer ärgert, weil man nicht kreuzen kann. Da ist kein System dahinter.

Ich erkenne es an, dass es andere Lebensrealitäten gibt, auch andere als meine. Ich bin kein regelmäßiger Radfahrer, finde es aber wichtig, dass man unsere Stadt mit dem Rad erkunden kann. Und ich finde auch als Familienvater, dass es Familien und Kinder bei uns leichter haben müssen. Da stoßen wir auf so viele Hürden, was Bürokratie, Kindergarten, Schule und dann Weiterbildung betrifft. Wenn ich in einer Schule bin und dann mehr als die Hälfte der Kinder nicht Deutsch spricht, dann ist das nicht nur ein Problem für mein Kind, dann ist das ein Problem für die Familie und unsere Gesellschaft.

Welches persönliche Ziel haben Sie für den Wahlkampf?

Mein großes Ziel ist, möglichst viele Menschen zu überzeugen und zu informieren. Ich fühle mich dafür verantwortlich, Menschen zueinander zu bringen und neue Formen zu finden, wie wir miteinander kommunizieren. Es muss uns nicht jeder mögen, aber kennen wäre schon ganz gut.