Das Frauenbudget wird um zwei Millionen erhöht, Frauenorganisationen sprechen von „Körberlgeld“. Warum konnten Sie nicht mehr herausholen?
Susanne Raab: Das ist die erste Erhöhung des Frauenbudgets seit zehn Jahren und diesen Erfolg lasse ich mir nicht kleinreden. Ich arbeite mit den Organisationen gut zusammen und Forderungen sind üblich. Aber allein die 1,25 Millionen Euro, die zusätzlich in den Gewaltschutz fließen, sind ein Meilenstein.

Die Coronakrise hat gezeigt, dass vor allem Frauen in systemrelevanten Bereichen tätig sind. Müsste das Thema Lohngerechtigkeit jetzt nicht ganz oben auf Ihrer Agenda stehen?
Susanne Raab: Lohnverhandlungen sind eine sozialpartnerschaftliche Angelegenheit. Für mich ist wichtig, dass wir für Frauen finanzielle Unterstützung bereitgestellt haben wie den staatlichen Anspruch auf Unterhaltsvorschuss für Alleinerzieherinnen und die Aufstockung des Familienkrisenfonds. Das wird vielen Frauen helfen.

Aber was ist nach der Krise, wenn die Staatsgelder nicht fließen? Stichwort Lohntransparenz.
Susanne Raab: Diese Themen sind dann aktueller denn je und auch im Regierungsprogramm festgeschrieben. Das werden wir angehen.

Finanziell mag es Hilfe gegeben haben, mit Schließung von Schule und Kindergarten hat man die Frauen mit der Kinderbetreuung aber alleingelassen. Wo blieb Ihr Aufschrei als Frauenministerin?
Susanne Raab: Sowohl ich als auch die Familienministerin und der Bildungsminister haben mehrfach betont, dass Frauen in der Krise bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf Übermenschliches geleistet haben. Jetzt ist es wichtig, dass wir zum Normalzustand zurückkommen.

Experten beklagen eine Rückkehr zu traditionellen Rollenbildern. Was tun Sie dagegen?
Susanne Raab: Wir Frauen werden uns nicht in alte Rollenbilder drängen lassen. Wenn wir wieder im Normalbetrieb sind, bin ich überzeugt, dass alle Frauen wieder in jenes Lebensmodell zurückfinden, das sie geschätzt haben. Ich wünsche mir auch, dass Väter, die jetzt mehr Zeit zu Hause bei den Kindern verbracht haben, das auch beibehalten.

Eltern haben gerade erst die Betreuung zu Hause überstanden und schon beginnen die Sommerferien. Was ist hier in Bezug auf Betreuung geplant?
Susanne Raab: Aktuell arbeiten wir daran, dass Angebote wie Camps, die nun wichtiger denn je sind, auch stattfinden können. Auch finanzielle Unterstützung könnte ein Thema sein, Details werden wir in Kürze präsentieren.

Der türkische Botschafter in Österreich soll sich bei einer Veranstaltung abfällig über Christen geäußert haben. Welche Konsequenzen werden Sie als Integrationsministerin ziehen?
Susanne Raab: Eine Geringschätzung unserer Kultur ist nicht tolerierbar und das haben wir dem Botschafter kommuniziert. Das Kultusamt wird die Veranstaltung und den Verein prüfen und sich anschauen, ob es Verstöße gegen das Islamgesetz gegeben hat. Etwa Finanzierung aus dem Ausland. Klar ist: Ich dulde keinerlei Einflussnahme aus der Türkei auf heimische Vereine.

Wäre eine Auflösung denkbar?
Susanne Raab: Es gibt mehrere Möglichkeiten, ich möchte der Überprüfung aber nicht vorgreifen.

Ab heute sind wieder Hochzeiten und Gottesdienste ohne Masken erlaubt. Befürchten Sie keine Ansteckungen mehr?
Susanne Raab: Natürlich sind Veranstaltungen epidemiologisch schwierig. Aber die niedrigen Zahlen ermöglichen uns die Lockerung. Sollte sich das ändern, wird man sich das anschauen müssen. Aber ich freue mich, dass das möglich ist – ganz besonders, dass man heiraten kann.

Würden Sie unter den aktuellen Auflagen heiraten?
(lacht) Ich habe den Richtigen schon gefunden.