Geht es nach der FPÖ soll das Ibiza-Video in voller Länge am ersten Verhandlungstag im Ibiza-Untersuchungsausschuss gezeigt werden. "Es ist, no na, das wichtigste Beweismittel", sagte Christian Hafenecker, Fraktionsführer im U-Ausschuss, in einer Pressekonferenz am Donnerstag. Zudem beklagen die Freiheitlichen das Fehlen von Akten und drängen daher auf die Einleitung eines Konsultationsverfahren.

Diesbezüglich werde es morgen, Freitag, ein Gespräch mit Justizministerin Alma Zadic (Grüne) geben, erklärte Hafenecker. Die Vollständigkeit der Aktenlieferungen sei freilich "immer Thema", aber nach Durchsicht der Akten sei man zu dem Schluss gekommen, dass welche fehlen müssen. Jetzt werde es darum gehen, einen Modus zu finden, wie ein Überblick darüber gegeben werden kann, was noch fehlt, so Hafenecker. Darüber dürfe jedenfalls nicht irgendwo anders als im Ausschuss Regie geführt werden.

Dass das Ibiza-Video den Abgeordneten in voller Länge zur Verfügung gestellt werden müsse, sei klar. Ideal für eine Vorführung wäre aus Freiheitlicher Sicht der erste Befragungstag, an dem eigentlich neben den beiden Protagonisten Heinz-Christian Strache und Ex-FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus auch "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk vorgesehen wären. Diese sollen dann am folgenden Tag drankommen. Schließlich hätten dafür Heidi Goess-Horten, Waffenproduzent Gaston Glock und Novomatic-Eigentümer Johann Graf bereits aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Überhaupt stelle sich die Frage, ob Klenk noch notwendig ist, meinte Hafenecker.

Chancen stehen schlecht

Der Wunsch der U-Ausschuss-Fraktionen nach einer Weitergabe des gesamten Ibiza-Videos durch die Behörden vor nächste Woche wird sich wohl nicht erfüllen. Das Material wird noch von der "Soko Tape" gesichtet und aufbereitet, ehe ein Bericht an die Staatsanwaltschaft Wien ergeht. Wie lange das noch dauert, lässt sich aktuell nicht abschätzen.

Bei der Staatsanwaltschaft Wien hieß es am Donnerstag nur, man könne derzeit gar nichts sagen, weil man das Video noch nicht habe. Vor dem Bericht der "Soko Tape" respektive des Bundeskriminalamts könne man auch nicht wissen, was im Akt stehen wird, erklärte Behördensprecherin Nina Bussek der APA.

Das Bundeskriminalamt verlautete, dass die Ermittler noch damit beschäftigt seien, das Video zu sichten, zu verschriftlichen und aufzubereiten. Das benötige bei so viel Material eine gewisse Zeit. Man habe es schließlich nicht mit einem "Home-Video von einer Hochzeit" zu tun, sagte Pressesprecher Vincenz Kriegs-Au. "Es gibt auch Normen, die erfüllt werden müssen, wenn man so ein Video bearbeitet."

Strache gegen Veröffentlichung in voller Länge

Der wegen der Ibiza-Affäre zurückgetretene frühere FP-Chef Strache will wegen der jüngsten Ermittlungsergebnisse den Untersuchungsausschuss "aussetzen". Die Veröffentlichung des Videos in voller Länge würde er ablehnen, sagte der nunmehrige Obmann des "Team Strache" (TS) am Donnerstag vor Medien. Im Übrigen stellte er sich neuerlich als einziges Opfer der Ibiza-Affäre dar.

Bei einer Pressekonferenz in Wien bezeichnete Strache seine Aussagen als "peinliches Auftreten", für das er mit seinem Rücktritt als Vizekanzler die Höchststrafe bezahlt habe. Im Übrigen habe er Korruption in dem Video aber wiederholt abgelehnt und eigentlich sei er das einzige Opfer der Affäre, zumal Strache mutmaßte, dass seinen Aussagen "wahrscheinlich mit illegalen Substanzen nachgeholfen" worden sei.

Die Veröffentlichung des Videos in voller Länge lehnte Strache bei einer Pressekonferenz ab und begründete das mit seinen darauf zu sehenden Aussagen über andere Politiker: "Das Video soll nicht veröffentlicht werden, weil wie kommen andere Leute dazu, über die ich hässliche, ungeprüfte, grausliche Gerüchte verbreitet habe." Eine Abschrift des Videos hätte er aber trotzdem gerne, weil darin zu lesen sein werde, dass er nichts Unredliches getan habe.