Angesichts der im beginnenden Wahlkampf laut werdenden Kritik der ÖVP an der Corona-Strategie der Gemeinde Wien hat sich Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Montag hinter die Wiener Gesundheitsbehörden gestellt. Aus seiner Sicht gibt es "keine Causa Wien", denn vom jüngsten Infektionscluster in zwei Post-Verteilerzentren und einem Flüchtlingsheim sei auch Niederösterreich betroffen.

"Es ist ein Thema, das im Übrigen keine Causa Wien ist, wo Wien und Niederösterreich betroffen sind und hervorragend zusammenarbeiten", sagte Anschober bei einer Pressekonferenz. Infektions-Cluster in einzelnen Bereichen seien zu erwarten gewesen. Wichtig sei nun ein schnelles Containment, betonte Anschober. Die Gesundheitsbehörden beider Länder haben aus seiner Sicht "die richtigen Schritte gesetzt".

Außerdem kündigte Anschober an, der vom Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) aufgeworfenen Frage von Infektions-Clustern im Bereich prekärer Arbeitsverhältnisse nachgehen zu wollen. Einen Vergleich zwischen Wien und dem Skiort Ischgl, aus dem heimkehrende Urlauber das Coronavirus in zahlreiche Länder "exportiert" hatten, lehnt Anschober ab: "Es ist nicht Wien, sondern wir haben in einem bestimmten Arbeitsbereich - prekäre Arbeitssituationen - ein Thema in Niederösterreich und Wien. Wir schauen uns das aber auch über diese beiden Bundesländer hinausgehend in Zukunft an."

Kogler will sich nicht beteiligen

Während Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) fast zeitgleich mit Anschober in einer Pressekonferenz die Stadt Wien aufforderte, doch bitte die Hilfe der Polizei bei der Bekämpfung von Ansteckungen anzunehmen und kritisierte, Details über die Infektionen "aus den Medien" erfahren zu haben, wiegelt Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) ab:  "Wir werden uns an parteipolitischen Zuweisungen nicht beteiligen", sagte Kogler am Montag vor Journalisten.

Er habe den Eindruck, dass Gesundheitsstadtrat Hacker die Testungen "ganz genau verfolgt". Das Gesundheitsministerium sei mit den Wiener Landesstellen in intensivem Austausch, so Kogler.