Nach der Öffnung von kleinen Geschäften sowie Bau- und Gartenmärkten am 14. April soll sich die Wirtschaft ab Anfang Mai schrittweise wieder dem Normalbetrieb nähern. Dass Österreich mit der Lockerung der Maßnahmen so früh dran ist, fällt international auf und wird überwiegend positiv kommentiert. Das folgende Presseecho zeigt, wie das Ausland über die Coronapolitik der Regierung von Sebastian Kurz denkt:

"Süddeutsche Zeitung" (München): "Natürlich ist es erfreulich, dass nach vier Wochen des vom Kanzler ausgerufen 'Minimalbetriebs' der Versuch starten soll, schrittweise Teile des Wirtschaftslebens wieder anzukurbeln. Die rigiden Maßnahmen haben gegriffen, die Infektionszahlen wurden stabilisiert. Die Regierung hat also Grund, sich selbst und auch die disziplinierte Bevölkerung zu loben. Doch gewonnen ist damit noch nichts. Mit diesem ersten Plan für die Zeit danach ist Österreich den anderen europäischen Ländern lediglich um einen Schritt voraus. Deshalb wirkt es deplatziert, dass Kanzler Kurz das Eigenlob, wie üblich, mit dem Verweis auf andere Länder garniert, die weniger gut durch diese Krise kommen."

"Meister der Suggession"

"Mitteldeutsche Zeitung" (Halle): "Tatsächlich ist der österreichische Kanzler vor allem ein Meister der Suggestion. Mit seinem Auftritt versucht er einmal mehr, vergessen zu machen, dass Österreich nicht etwa schnell, sondern sehr langsam auf das Virus reagiert hatte: Den lukrativen Skizirkus in Ischgl ließ man erst mal laufen. Mit Verspätung wurde dann sehr heftig reagiert. Die Lockerung in Österreich ist nun relativ: Schulen, Restaurants und Hotels bleiben geschlossen. Es ist sinnvoll, Exit-Strategien zu entwickeln. (...) Doch: Selten ist politischer Wettbewerb und Konkurrenz-Gebaren so wenig angebracht wie jetzt."

"Entscheidungskraft und Klarheit"

"Die Welt" (Berlin): "Österreich scheint aus heutiger Sicht die Krise in vorbildlicher Weise zu meistern. Die Zahl der Ansteckungen, der Verstorbenen und der Neuinfektionen ist relativ gering. Österreich hat, auch getrieben durch den Corona-Ausbruch im Skiort Ischgl, deutlich früher mit Ausgangsbeschränkungen und Ladenschließungen begonnen als Deutschland. In Österreich wird klar kommuniziert, der Zickzackkurs eines Robert-Koch-Instituts, etwa beim Mundschutz, existiert bei Österreichs Gesundheitsbehörden nicht. Kanzler Kurz und seine exzellenten Berater verkörpern große Entschlossenheit, Entscheidungskraft und Klarheit. Wer so verantwortungsvoll handelt, kann Beschränkungen wieder sukzessive lockern und die Wirtschaft langsam wieder hochfahren."

"Münchner Merkur": "Das Beispiel Österreich zeigt: Der Kampf gegen das Virus ist zu gewinnen. Doch der Weg zurück in die Normalität ist lang und mühsam. (...) Es ist wichtig, den Stillstand zu überwinden und den Menschen eine Perspektive zu geben. Politiker dürfen nicht, so wie in Ungarn, dem Rausch des Durchgriffs erliegen; sie sollten sich auch nicht von der Panikstimmung anstecken lassen, die zum Beispiel der Chef des Robert-Koch-Instituts mit seiner Warnung vor 'italienischen Zuständen' in Deutschland verbreitet."

"Solidarität"

"Tages-Anzeiger" (Zürich): "Mit diesem ersten Plan für die Zeit danach ist Österreich den anderen europäischen Ländern lediglich um einen Schritt voraus. Deshalb wirkt es deplatziert, dass Kanzler Kurz das Eigenlob stets mit dem Verweis auf andere Länder garniert, die weniger gut durch diese Krise kommen. Schließlich geht es in diesem Kampf gegen das Coronavirus nicht um ein Wettrennen, nicht darum, wer als Erster gehandelt hat und nun als Bester aus dem Schlamassel herauskommt. Was jetzt nottut, ist europäische Solidarität, sind abgestimmte europäische Konzepte. Denn am Ende werden sich nur alle gemeinsam an die Aufräumarbeiten machen können."