Am Dienstag startete die von Bundeskanzler Sebastian Kurz angekündigte Stichprobenuntersuchung von 2000 Österreichern auf eine Infektion mit dem Coronavirus. Durchgeführt wird die Studie vom Sozialforschungsinstitut SORA, das die Auswahl der Stichprobe sowie die Auswertung vornimmt, in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz und der Medizinischen Universität Wien.

Warum ist es sinnvoll, Stichproben zu nehmen?

"Diese Tests sind wichtig, um Licht in die Datensituation zu bringen", betont Wissenschaftsminister Heinz Faßmann. Derzeit kenne man nur die Zahl der Neuinfizierten, man habe aber keine Information über die genaue Verbreitung des Virus. Anders als bei den derzeitigen Testreihen, bei denen nur Personen mit Symptomen bzw. nach Aufenthalten in Risikogebieten untersucht wurden, erlauben Stichprobentests genauere Aussagen - etwa zur bisher unbekannten Dunkelziffer.

Warum ist die Erhebung der Dunkelziffer wichtig?

Die derzeitigen Tests nur bei Verdachtsfällen können das tatsächliche Bild bei den Infektionen gleich mehrfach verzerren. Einerseits ist die Gesamtzahl der durchgeführten Tests noch relativ gering, andererseits kommt man bei steigender Fallzahl mit dem Testen nur schwer nach. Dazu kommt noch, dass verzögerte Dateneingaben Vergleiche oft schwer machen. Verlässliche Informationen über die Dunkelziffer sind nötig, um gute Entscheidungen darüber treffen zu können, wann Geschäfte, Schulen und Betriebe wieder geöffnet werden können.

Wie läuft die Studie ab?

2000 Haushalte nehmen an der Studie mit. Sie wurden rein zufällig ausgewählt, statistisch repräsentativ über ganz Österreich verteilt.
Diese Haushalte wurden bereits per Brief bzw. telefonisch kontaktiert. Die Teilnahme erfolgt auf freiwilliger Basis.

Das Österreichische Rote Kreuz testet nun eine Person pro Haushalt auf COVID-19 mit einem Wattestäbchen-Abstrich  aus dem Mundbereich. Dieser Abstrich wird anschließend in einem wissenschaftlichen Labor der Medizinischen Universität Wien analysiert.

Verwendet werden noch die derzeit üblichen sogenannten PCR-Tests, die direkt nach dem Erbgut von SARS-CoV-2 suchen. Die zuletzt diskutierten Antikörpertests seien noch nicht endgültig einsatzfähig, so Faßmann - derzeit prüfe man an den Universitäten erst die Güte dieser Tests.

Zusätzlich erfolgen telefonische Befragungen der Teilnehmenden, in denen wichtige Informationen zum Beispiel zu Symptomen wie Husten, Schnupfen, Fieber usw. erhoben werden.

Die Tests sollen dann in regelmäßigem Abstand wiederholt werden, um auch Veränderungen festzustellen - angedacht ist ein 14-tägiges bzw. dreiwöchiges Intervall. Dann müsste natürlich eine neue Stichprobe ausgewählt werden. 

Alle Daten werden anonymisiert ausgewertet. Zu keinem Zeitpunkt werden von SORA personenbezogene Daten mit den erhobenen Test- und Befragungsdaten verbunden.

Was bedeutet der Begriff "repräsentative Stichprobe"?

Hinter dem vor allem in der Meinungsforschung gebrauchten Begriff verbirgt sich grob gesagt das Treffen von Aussagen über das Verhalten oder Einstellungen großer Gruppen auf Basis der Befragung einer deutlich kleineren Gruppe, die der Zusammensetzung der großen möglichst ähnlich ist. Gepaart mit viel Vorerfahrung, macht es dieser Ansatz etwa möglich, in Österreich anhand von Untersuchungen von beispielsweise lediglich 1.000 Personen vor einer Wahl relativ stimmige Aussagen zum späteren Ausgang zu machen.

Wichtig ist dabei, dass die Gruppe der Befragten so zusammengestellt ist, dass sie etwa der Altersstruktur, der Geschlechterverteilung, Einkommens- und Bildungsstruktur oder der Verteilung der Bevölkerung über die Regionen des Landes entspricht. Umgelegt auf die Corona-Tests kann so festgestellt werden, wie viele Menschen landesweit tatsächlich infiziert sind.