Zwei Wochen im Ausnahmezustand sind vorbei, doch wir sind immer noch erst am Anfang. Auch in Wien steigt die Zahl der Corona-Infizierten und – viel wichtiger – die der Menschen, die wegen einer Covid-Infektion ins Krankenhaus müssen. Am gestrigen Sonntag waren es 176. Der Großteil davon, 141, lag auf einer normalen Pflegestation. Aber 27 Patienten wurden auf der Intensivstation, acht auf einer Überwachungsstation betreut.

Insgesamt 2.500 Spitalsbetten und 380 Betten auf der Intensivstation kann der Krankenanstaltenverbundes (KAV) für Corona-Patienten zur Verfügung stellen. Obwohl die Zahlen schnell steigen – schneller, als es die vorläufigen Hochrechnungen des KAV es erwarten ließen – sind die Wiener Spitäler noch weit davon entfernt, voll zu sein. Doch das kann schnell gehen.

Wie schnell, zeigt die Bedarfshochrechnung des KAV, die der Kleinen Zeitung in einer ersten Version vorliegt. Sie berechnet in drei Szenarien, wie sich die Situation in den Wiener Spitälern entwickeln wird. Im ersten, negativsten Szenario, wird angenommen, dass die Ansteckungsrate bis Mitte April gleich bleibt. Am 24. April gäbe es demnach mehr als 100.000 Infizierte in Wien, mehr als 10.000 Menschen bräuchten ein Krankenhausbett, fast 1.500 müssten auf die Intensivstation. Die Bettenkapazitäten wären schon am 15. April ausgeschöpft.

Im zweiten Szenario geht der Prozentsatz der Neu-Infizierten langsam aber sukzessive auf zehn Prozent zurück. Bis zum 23. April gäbe es demnach ausreichend Spitalsbetten, danach wären die Kapazitäten erschöpft. Das dritte Szenario berechnet die positivste Entwicklung, hier reduziert sich die Zahl der Neuansteckungen schneller, es kommt zu keiner Bettenknappheit.

Das Dokument befindet sich noch in der Fertigstellung, aber aktuell bewegt sich die Entwicklung noch entlang des pessimistischsten Szenarios. Für den gestrigen Sonntag waren darin 141 Menschen in Spitalsbetten kalkuliert, exakt so viele waren es auch. Auf der Intensivstation rechnet man mit 20 von Covid-Patienten belegten Betten. Tatsächlich waren es aber 35.

Die Lage ist ernst, aber nicht aussichtslos. Für den Ernstfall gibt es eine Reserve von 200 Betten, die in Privat- und Ordensspitälern freigemacht werden kann. Wenn sich abzeichnet, dass das Bettenkontingent ausgereizt wird, können in den KAV-Spitälern ganze Stationen geräumt und als Corona-Stationen eingerichtet werden. Im Extremfall können zwei ganze Krankenhäuser freigeräumt werden und als Corona-Spitäler geführt werden, heißt es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker.

Auch außerhalb der Spitäler werden in Wien derzeit immer mehr Betreuungseinrichtungen für Corona-Erkrankte eingerichtet. Die Messehalle ist noch leer, aber jederzeit einsatzbereit. Immer mehr Menschen sind auch im ehemaligen Geriatriezentrum in Lainz untergebracht. In einem Pavillon gibt es dort seit Anfang März 58 Betreuungsplätze für Menschen mit positivem Corona-Test, die sich nicht zu Hause absondern können. Zwölf Betten sind aktuell belegt. Darunter ist etwa ein italienischer Student, der in Wien im Studentenheim lebt und dort nicht ausreichend isoliert werden kann. Auch ein 70-Jähriger Vorarlberger, der beruflich in Wien war, als er positiv getestet wurde, sitzt seine behördlich verordnete Quarantäne in Lainz ab.

In der ganzen Stadt werden derzeit 20 Objekte geprüft, um ähnliche Unterkünfte für Schlüsselpersonal, Verdachtsfälle und Infizierte zu schaffen. Wichtigstes Ziel dahinter: Krankenhausbetten frei halten, für die, die es brauchen. Denn das werden in jedem Fall noch deutlich mehr werden.