Man muss es einmal klar und deutlich sagen: Die Regierung macht einen richtig guten Job in diesen Tagen.

Keine Pressekonferenz, die verzichtbar wäre: Ausnahmslos jeder Medientermin in den vergangenen Tagen barg wertvolle News, die flugs ihren Weg in die Nachrichten auf allen Kanälen fanden und dort auf das riesige Interesse all jener Menschen stießen, in deren Alltag das Coronavirus so empfindlich eingegriffen hat.

Keine Selbstdarstellung, sondern knappe und komprimierte Information. Kanzler und Vizekanzler informieren in größeren Abständen dann, wenn es ans Eingemachte geht. Die Fachminister treten einer nach dem anderen vor die Presse, um Detailinformationen kund zu tun, Fragen zu beantworten, die der Bevölkerung auf der Seele liegen.

Gestern waren es Zivildienst- und Wissenschaftsminister, heute war es der Außenminister. Die Parteifarbe spielt keine Rolle, interdisziplinär finden sich auch die Regierungsmitglieder selbst zu neuen Teams.

Morgen berät der Gesundheitsminister mit der Bauwirtschaft. Kein Muskelspiel vorab, Beratungen abseits der Öffentlichkeit. Erst wenn klar ist, was ist, werden Nägel mit Köpfen gemacht und werden die Medien informiert.

Keine "exklusive" Bedienung auflagenstarker Medien mit überlebenswichtigen Informationen, sondern ein ausgewogenes Kommunikationsmanagement. So gut es halt geht. Natürlich dauert es bei einzelnen Anfragen lange, bis man Antwort erhält, Telefone werden zum Teil nicht abgenommen, Mails liegen ein paar Stunden ab. Aber in diesem Tagen hat man Verständnis dafür, es arbeiten alle bis zum Anschlag.

So geht Regierung und so geht Öffentlichkeitsarbeit.

Die Minister schotten sich nicht ab, bleiben nicht allein. Expertengruppen bilden sich, werden geholt, bringen sich ein. Die Zivilgesellschaft ist an Bord. Der Rot-Kreuz-Chef wird gebeten, die Vermittlung der Zivildiener zu übernehmen. Die Landesorganisationen können den Bedarf in den Ländern schließlich besser abschätzen als Ministerialbürokratie und zentrale Einheiten.

Der Ärztekammerchef startet über Facebook einen Hilferuf, weil sich die Ärzte, die er vertritt, nicht mehr zu helfen wissen. Von Nachschub an Schutzkleidung ist die Rede, aber in den Spitälern und Ordinationen kommt er nicht an. Der Gesundheitsminister höchstpersönlich - wann schläft er eigentlich in diesen Tagen - greift zum Telefon und ruft ihn an. Nicht, dass er in der Sekunde etwas bewegen könnte. Aber schon das Wissen darum, gehört zu werden, hilft.

So geht Dialog.

Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) erfindet sich neu als unaufgeregter Manager im Hintergrund, der das Konzert der Akteure und Betroffenen dirigiert. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) an seiner Seite ist ihm Stütze, Treibstoff und Übersetzer: In hemdsärmeliger Manier und deftigen Worten bringt er Fakten auf den Punkt, die geeignet sind, den Menschen draußen klar zu machen, worum es geht. In vielen Fällen ums nackte Überleben nämlich, das ist in den vergangenen Tagen (fast) jedem in Österreich klar geworden.

Man hat gelernt, mit den Corona-Maßnahmen zu leben. Und das Gefühl, dass die Regierung die Lage im Griff hat, beruhigt. Auch international gelingt es dem Kanzler, so wie er es sich immer gewünscht hat, (Luft-)Brücken zu bauen.

Möge diese Erfahrung sich in den Köpfen der Politiker einnisten und auch nach der aktuellen Krise noch Wirkung entfalten. Die Monate und Jahre vor der Krise haben in den Menschen eine Sehnsucht nach einem Vertrauen in die Politik wachgerufen. In der Krise liegt auch Kraft.