Fragen an den Kanzler - politisch wie privat - gab es in Berlin reichlich. Entlocken ließ sich Sebastian Kurz mehr zur Seenotrettung als zu Details seiner Kindheit. Der Tag hatte um 6.30 Uhr mit einem Auftritt im Sat.1-Frühstücksfernsehen begonnen. Die Sendung stand unter dem Motto "Ein Kanzler privat". Zur Morgenstund' wurde er von der Moderatorin mit Kaiserschmarren bekocht. Dass ihn sein Alter von anderen Politikern abhebe, verneinte Kurz; Kanzler zu sein, sei nicht anstrengender als andere Jobs. Die Frage, wie sich dieser auf seine Beziehung auswirke, ließ Kurz als zu privat unbeantwortet. Auf die Frage, ob er schon als Teenager konservativ gewesen sei, antwortete der ÖVP-Chef: "Ich glaube, ich bin alles andere als konservativ". Er sei keiner gewesen, der mit Schlips in die Schule kam, noch sei er auf Partys gewesen, wo diese eingeladen waren.

Bei einer offiziellen Pressekonferenz standen dann die politischen Themen auf dem Programm. Kurz betonte vor Journalisten in Berlin, dass er "klarerweise für Seenotrettung" sei, aber solange die Seenotrettung "mit einem Ticket nach Mitteleuropa" verbunden sei, lehne er das ab. Er sei gegen "Modelle, die sich nicht als zielführend herausgestellt" hätten, so Kurz auf die Frage, ob er eine Wiederaufnahme der EU-Mission "Sophia" befürworte.

Angesprochen auf die Aussage von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), der sich dafür ausgesprochen hatte, meinte Kurz, Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) "hat alles klar gesagt". Schallenberg hatte am Montag die Position Anschobers als für die Republik nicht relevant bezeichnet, "da die österreichische Linie in dieser Frage in Brüssel vom Außenminister vertreten wird und nicht in Anschobers Zuständigkeitsbereich fällt".

Was die Finanztransaktionssteuer angehe, meinte Kurz, er gehe davon aus, dass der deutsche Finanzminister Olaf Scholz versuchen werde, neue Vorschläge zur Finanztransaktionssteuer zu machen. "Wir sind für die Finanztransaktionssteuer und wollen die Besteuerung von Spekulanten, die auf den Niedergang von Staaten wetten, und für die letze Finanzkrise verantwortlich waren", so Kurz. Allerdings wolle man nicht, dass nur Kleinanleger betroffen seien, denn in Österreich würden sich ohnehin "zu wenig Menschen am Kapitalmarkt beteiligen", betonte der Bundeskanzler.

Am Nachmittag wurde er vom deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier in dessen Amtssitz, im Schloss Bellevue in Berlin, empfangen.