Die Burgenländer sind am Sonntag zur Wahl geschritten. Bei frostigen Temperaturen und unter trübem Himmel gaben bis Mittag auch die Spitzenkandidaten der antretenden Parteien ihre Stimme ab. Zur Wahl aufgerufen sind 250.000 Burgenländer. Bei dem Urnengang steht die einzige rot-blaue Landesregierung am Prüfstand.

Der Urnengang im Burgenland gilt aber auch als erster Stimmungstest für die neue türkis-grüne Bundesregierung. Laut Meinungsforschern dürfte sich das Muster des Jahres 2019 nicht wiederholen - wo ÖVP und Grüne ständig Triumphe feierten, während die SPÖ ein Debakel nach dem anderen erlebte und die FPÖ massiv unter Ibizagate und Spesenaffäre litt.

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) schritt in seiner Heimatgemeinde Oberwart in Begleitung seiner Lebensgefährtin Julia zur Stimmabgabe. Beim Wahllokal traf er auf die Dritte Landtagspräsidentin Ilse Benkö (FPÖ) und den Oberwarter Stadtchef Georg Rosner (ÖVP). Er sei "mit einer sehr guten Stimmung" zum Wählen gekommen, sagte Doskozil. Eine persönliche Anspannung sei natürlich vorhanden, "aber das ist eine positive persönliche Anspannung."

Hoffen auf Zuwächse

Bis zuletzt haben die sechs antretenden Parteien noch intensiv um die Stimmen der 250.181 wahlberechtigten Burgenländer geworben. SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grüne, NEOS und LBL mobilisierten im Wahlkampffinish nochmals alle Reserven. Grüne, NEOS und das Bündnis Liste Burgenland setzten dabei weniger auf Großevents als auf alternative Formen.

Die sechs Parteien hatten auch bei der vergangenen Landtagswahl 2015 kandidiert. Die SPÖ erreichte damals 41,9 Prozent der Stimmen bzw. 15 Mandate, die Volkspartei kam auf 29,1 Prozent und elf Mandate. Für die FPÖ votierten 15 Prozent (sechs Mandate), die Grünen erhielten 6,4 Prozent und zwei Mandate. Ebenfalls mit zwei Mandaten im Landtag hielt sich das Bündnis Liste Burgenland (mit 4,8 Prozent). NEOS blieben mit 2,3 Prozent unter der Vier-Prozent-Hürde.

Einziges Bundesland mit rot-blauer Koalition 

Angesichts der massiven Verluste von SPÖ dem früheren Regierungspartner ÖVP entschied sich Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) damals - in der ersten Regierungsbildung ohne Proporzsystem - für die FPÖ als Koalitionspartner. Dabei blieb auch Ex-Verteidigungsminister Doskozil, der Niessl im Februar 2019. Somit ist das Burgenland das einzige Bundesland, in dem SPÖ und FPÖ zusammenarbeiten.

Die Wahlbeteiligung ging 2015 zwar leicht zurück - aber mit 76,04 Prozent steht das Burgenland derzeit noch auf Platz 2. Auch diese Landtagswahl dürfte wieder auf großes Interesse stoßen - haben doch schon beim vorgezogenen Wahltag am Freitag rund elf Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Das waren deutlich mehr als 2015 (8,6 Prozent). Daneben ist die Briefwahl auch bei der Landtagswahl möglich. Anders als bei Bundeswahlen musste die Briefwahlstimme aber schon am Freitag, 24. Jänner, bei der Gemeinde eingelangt sein. Denn bei diesem Urnengang werden die Briefwahl- und Wahlkartenstimmen gleich am Sonntag mitgezählt.

27.580 Bürger haben bereits gewählt

Am vorvergangenen haben bereits 27.580 Menschen, das sind 11,02 Prozent aller Wahlberechtigten, die Möglichkeit zur Stimmabgabe für die Landtagswahl am vorgezogenen Wahltag genützt. Bei der Landtagswahl 2015 war die Beteiligung mit 8,55 Prozent etwas niedriger gelegen.

Den verhältnismäßig stärksten Zuspruch auf Bezirksebene fand der vorgezogene Wahltag mit 12,4 Prozent im Bezirk Mattersburg. Im Bezirk Jennersdorf gingen hingegen nur 7,98 Prozent zu den Urnen. Zu den Gemeinden mit der höchsten Wahlbeteiligung gehören Badersdorf (39,04 Prozent), Tschanigraben (29,41 Prozent) und Heugraben (29,39 Prozent). Geringer war der Wähleranteil etwa in Bruckneudorf, Mönchhof (5,28 Prozent) und Lockenhaus (5,55 Prozent).

Im Burgenland sind bei der Landtagswahl 2020 insgesamt 250.181 Menschen wahlberechtigt.