Beide sind im Dezember erstmals aufgetreten, beide wollen bei der Wien-Wahl antreten. Ansonsten halten sich die Gemeinsamkeiten der FPÖ-Abspaltung DAÖ und dem neuen Projekt LINKS wohl in Grenzen. Während Erstere das Erbe von Heinz-Christian Strache weiterführen möchten, ist bei Letzteren der Name Programm. Sie wollen mit einem klar linken Programm in den Gemeinderat einziehen.

Hinter LINKS stehen zurzeit 30 bis 40 Menschen, die zum größten Teil in unterschiedlichen linken Gruppierungen und Organisationen aktiv sind. Das soll sich am Wochenende ändern. Zur Gründungsversammlung haben sich rund 600 Personen angemeldet. Weit mehr als erwartet, viele von ihnen bis jetzt nicht in linken Gruppen aktiv, wie Can Gülcüund Anna Svec erzählen. Sie sind zwei der drei vorläufigen Sprecher*innen, ihre Nachfolger*innen werden am Wochenende gewählt. 

Gülcü und Svec sehen in Wien ein großes Verteilungsgerechtigkeitsproblem: „Wir haben de facto eine Zwei-Klassen-Medizin. Die, die es sich leisten können, kriegen eine bessere Gesundheitsversorgung. Dasselbe gilt für die Bildung," sagt Gülcü. Oft seien es hundert Jahre alte Ideen, die in die heutige Zeit übertragen werden müssen, so Svec: „Eigentlich ist ein bisserl ein Geist vom roten Wien in dem Projekt, weil wir viele Ideen davon zukunftsweisend finden. Aber wir sehen auch, dass das im Moment nur verwaltet wird und das eher schlecht als recht."

Über die Hürde kommen

Für den Einzug in den Gemeinderat sind fünf Prozent der Stimmen notwendig. Bei der Wahl vor fünf Jahren wären das knapp 42.000 Stimmen gewesen. Das linke Wahlbündnis „Wien Anders“ ist mit 1,07 Prozent recht deutlich an dieser Hürde gescheitert. Gülcü hofft, dass sie eine stabilere Beziehung zur Gesellschaft aufbauen können: „In Wien leisten tausende Menschen politische Arbeit, sei es in Grätzlinitiativen, in Betrieben oder auf der Straße. Wenn wir es schaffen, viele dieser Menschen davon zu überzeugen, dass LINKS auch ihre Organisation ist und wir das nur gemeinsam schaffen, ist im Wahlkampf schon viel gewonnen."

Dennoch soll das Projekt nicht allein vom Wahlausgang abhängig sein: „Wir wollen Strukturen aufbauen, die über die Wahl hinausgehen, und in denen sich Leute organisieren und gemeinsam für Verbesserungen kämpfen," sagt Svec. Wie solche Strukturen aussehen können, wissen wir vielleicht nach dem Wochenende.