Die FPÖ versucht in der Liederbuch-Affäre, die Aufmerksamkeit auf andere zu lenken. Generalsekretär Christian Hafenecker empörte sich am Freitag über das "kommunistische Liedgut" der Sozialistischen Jugend. So sei etwa das Lied "Wir schützen die Sowjetunion" schwer verstörend und ein Schlag ins Gesicht der Millionen Opfer des Kommunismus auf der ganzen Welt.

"Während die FPÖ immer wieder mit Liederbüchern in Verbindung gebracht wird, für die sie nichts kann, vertreibt die Sozialistische Jugend Tonträger mit kommunistischen Blutliedern in ihrem Onlineshop sogar selbst", so Hafenecker in einer Aussendung. "Hier zeigt sich, mit welcher Doppelmoral die ultralinken Moralapostel tatsächlich arbeiten, ich halte das für zutiefst bedenklich", so Hafenecker weiter. Er forderte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner "mit Nachdruck dazu auf, den antidemokratischen Kommunisten in ihrer Partei die Rote Karte zu zeigen". Denn Europa habe lange genug unter diesem "menschenverachtenden System gelitten" und große Opfer dafür gebracht, es zu überwinden. "Damit wollen wir in Österreich nichts mehr zu tun haben", meinte Hafenecker.

Neue Reime veröffentlicht

Die "Kronen Zeitung" hat inzwischen weitere Reime aus dem Buch "Liederliche Lieder" der schlagenden Schülerverbindung Pennales Corps Austria veröffentlicht, die rassistisch, antisemitisch und sexistisch sind. Demnach hat auch der steirische Verfassungsschutz inzwischen die Ermittlungen aufgenommen.

Als Reaktion darauf forderte die ÖVP den Rücktritt des FPÖ-Mandatars Wolfgang Zanger, in dessen Besitz sich das Buch befindet. "Die neuen Passagen sind an Antisemitismus kaum zu überbieten, hier muss es ganz klar Konsequenzen geben. Wolfgang Zanger muss zurücktreten und aus allen Parteiämtern ausscheiden. Weigert sich Zanger, ist Norbert Hofer am Zug", so Nationalratsabgeordneter Wolfgang Gerstl, Verfassungssprecher der neuen Volkspartei. Gerstl verwahrt sich auch gegen den Versuch der FPÖ, katholische Schüler- oder Studentenverbindungen in die Causa hineinzuziehen: "Dass FPÖ-Politiker versuchen, die widerlichen Texte mit fadenscheinigen Vergleichen zu verharmlosen, ist unter jeder Kritik und zeigt die mangelnde Geschichtskenntnis der Partei. Viele Vertreter katholischer Studentenverbindungen waren aktive Mitglieder im Widerstand gegen die Nationalsozialisten und wurden als solche verfolgt und eingesperrt"

Zur Kritik, dass eines der Lieder auch in katholischen Verbindungen in Verwendung war, stellt Gerstl klar: "Das besagte Lied wurde in der alten Form im Jahr 1939 von deutschen katholischen Studenten im Untergrund geschrieben und zwar als Schmählied gegen die Nazis und wurde als solches auch verwendet. Seit den 80ern war diese Klarstellung auch in den Fußnoten der CV-Liederbücher zu finden, später wurde es ganz aus den Büchern genommen."

Reaktion von Wolfgang Zanger

Inzwischen hat sich auch der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Wolfgang Zanger selbst zu Wort gemeldet. Das besagte Liederbuch habe er vor 14 Jahren als Geschenk eines "lieb gewesenen" Menschen erhalten, schrieb er auf Facebook: "Nach kurzer Durchsicht habe ich selbstverständlich die Geschmacklosigkeit einiger Textpassagen entdeckt, insbesondere auch im Bezug auf Frauen, weshalb ich mich dazu entschlossen habe, dieses Buch nicht zu verwenden, sondern es als zeithistorisches Dokument zu archivieren. Wegwerfen war für mich keine Option, generell werfe ich keine Bücher in den Abfall. Dieses Buch war zu keiner Zeit in Verwendung, ich habe zu keinem Zeitpunkt daraus rezitiert oder gelesen, geschweige denn besagte Lieder gesungen."

Dasselbe gelte auch für alle anderen Mitglieder des "Corps Austria": "Zu keiner Zeit war eines dieser Exemplare in den Räumlichkeiten des Corps Austria vorhanden, ebenso, wie zu keiner Zeit - in welchem Rahmen auch immer - daraus vorgetragen oder gesungen wurde." Allerdings hätten auch andere Mitglieder das Buch als Geschenk erhalten.