Für ÖVP-Verfassungssprecher Wolfgang Gerstl zeigen diese neuen Textpassagen, "wie tief der Antisemitismus in der Zanger-Burschenschaft verankert ist" und machen dessen Rücktrittunausweichlich. Die "Krone" zitierte am Freitag weitere, teils obszöne Texte aus dem Liederbuch. So heißt es etwa an einer Stelle: "Polenmädchen sind verboten. Judenschicksen sind tabu, eine Stute zu besteigen, lässt der Veterinär nicht zu." Oder: "Von der Ferne kamen die Franzosen mit Kunstglaspinseln in den Hosen, Germanen aus dem fernen Bayern mit Hackenkreuzen (sic) auf den Eiern" und weiter: "Entlastet ist der Nazipimmel, der frei bleibt vom Rassenfimmel."

"Die neuen Passagen sind an Antisemitismus kaum zu überbieten, hier muss es ganz klar Konsequenzen geben. Wolfgang Zanger muss zurücktreten und aus allen Parteiämtern ausscheiden. Weigert sich Zanger, ist Norbert Hofer am Zug", sagte Gerstl.

"Dass FPÖ-Politiker versuchen, die widerlichen Texte mit fadenscheinigen Vergleichen zu verharmlosen, ist unter jeder Kritik und zeigt die mangelnde Geschichtskenntnis der Partei", so Gerstl weiter. "Wir lassen also sicher nicht zu, dass die FPÖ hier Geschichtsverfälschung betreibt, um von den inakzeptablen Verfehlungen ihrer Abgeordneten abzulenken."

Wie das Lied entstanden ist

Zur Kritik, dass eines der Lieder auch in katholischen Verbindungen in Verwendung war, stellt Gerstl klar: "Das besagte Lied wurde in der alten Form im Jahr 1939 von deutschen katholischen Studenten im Untergrund geschrieben und zwar als Schmählied gegen die Nazis und wurde als solches auch verwendet. Seit den 80ern war diese Klarstellung auch in den Fußnoten der CV-Liederbücher zu finden, später wurde es ganz aus den Büchern genommen. Im Gegensatz dazu haben es nationale schlagende Verbindungen unter anderem mit antisemitischen Strophen angereichert und damit die Bedeutung quasi umgekehrt."

Die "Krone" berichtete zudem, dass das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung in der Steiermark in der Liederbuch-Affäre Erhebungen eingeleitet hat. Es wird gegen unbekannte Personen wegen Verdachts des Verbrechens nach dem Verbotsgesetz ermittelt, hieß es seitens der Landespolizeidirektion Steiermark.

Hafenecker attackiert Liedgut der SJ

Zuvor hatte die FPÖ versucht, die Aufmerksamkeit auf andere zu lenken. Generalsekretär Christian Hafenecker empörte sich am Freitag über das "kommunistische Liedgut" der Sozialistischen Jugend. So sei etwa das Lied "Wir schützen die Sowjetunion" schwer verstörend und ein Schlag ins Gesicht der Millionen Opfer des Kommunismus auf der ganzen Welt.

"Während die FPÖ immer wieder mit Liederbüchern in Verbindung gebracht wird, für die sie nichts kann, vertreibt die Sozialistische Jugend Tonträger mit kommunistischen Blutliedern in ihrem Onlineshop sogar selbst", so Hafenecker in einer Aussendung. "Hier zeigt sich, mit welcher Doppelmoral die ultralinken Moralapostel tatsächlich arbeiten, ich halte das für zutiefst bedenklich", so Hafenecker weiter.  Er forderte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner "mit Nachdruck dazu auf, den antidemokratischen Kommunisten in ihrer Partei die Rote Karte zu zeigen". Denn Europa habe lange genug unter diesem "menschenverachtenden System gelitten" und große Opfer dafür gebracht, es zu überwinden. "Damit wollen wir in Österreich nichts mehr zu tun haben", meinte Hafenecker.

Zanger reagiert auf Facebook

Auf Facebook erklärte Zanger am Freitag Nachmittag noch einmal, wie er zu dem Buch gekommen war. "Nach kurzer Durchsicht habe ich selbstverständlich die Geschmacklosigkeit einiger Textpassagen entdeckt, insbesondere auch im Bezug auf Frauen, weshalb ich mich dazu entschlossen habe, dieses Buch nicht zu verwenden, sondern es als zeithistorischesDokument zu archivieren. Wegwerfen war für mich keine Option, generell werfe ich keine Bücher in den Abfall."

Weder er noch Mitglieder der Schülerverbindung "Corps Austria" hätten das Buch verwendet, gewußt haben davon nur jene, die es wie er als Geschenk erhalten haben. "Wer mich kennt, der weiß, dass ich mit dem Gedankengut totalitärer Systeme nichts, aber auch schon gar nichts am Hut habe. Mir solches zu unterstellen, bloß weil ich als Andenken ein Buch aufbewahre, erscheint mir dann doch überaus fragwürdig zu sein."

Am Ende nimmt Zanger seine Partei in Schutz: "Ich bedaure, dass dadurch ein völlig Unbeteiligter, nämlich meine soziale Heimatpartei FPÖ, in das mediale Schussfeld geraten ist, wobei das Ziel offensichtlich ist: Der FPÖ und unserem Spitzenkandidaten Mario Kunasek zu schaden. Das darf nicht gelingen! schließt Zanger.