Dem jungen Hoffnungsträger der örtlichen Freiheitlichen gelang es nicht, sich vom Bundestrend abzukoppeln. Der Rückfall auf Platz drei gerade hinter die Grünen ist eine herbe Niederlage.

Bitschi alleine wird dafür kaum wer verantwortlich machen. Denn er hatte mit einem regelrechten Orkan vom Bund als Gegenwind zu kämpfen. Ibiza- und Spesen-Affäre machten die Ausgangslage für die Ländle-Blauen nämlich äußerst delikat. Dass er sein ursprüngliches Ziel von zumindest 20 Prozent nicht einhalten wird können, deutete sich schon länger an.

Das heutige Ergebnis ist dann doch noch einmal deutlich unter den Erwartungen, und das wird wohl zu einem kleinen Teil auch dem 28-Jährigen aus der Tourismus-Gemeinde Brand angekreidet werden. Offenbar waren ihm die Schuhe doch zu groß, die seine Vorgänger Hubert Gorbach und Dieter Egger hinterlassen hatten.

FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Hofer hat sich nach der Wahlschlappe der Freiheitlichen bei der Landtagswahl in Vorarlberg "gefasst" gezeigt, wie es am Sonntag in einer Aussendung hieß. Spitzenkandidat Bitschi habe die Stammwähler "trotz des heftigen Gegenwindes mobilisieren" können und habe "ein stabiles Ergebnis" erreicht, meinte Hofer nach Vorliegen der ersten Hochrechnungen.

Bitschi sei für die FPÖ in Vorarlberg "der richtige Mann" und werde "auf Basis dieses Ergebnisses die FPÖ wieder zur alten Stärke führen", zeigte sich Hofer sicher. "Klar ist für mich, dass die FPÖ ihren bundesweiten Erneuerungsprozess kompromisslos, mutig und geradlinig umsetzen muss. Christof Bitschi wird auch hier eine wichtige Rolle spielen", verwies er auf den angekündigten blauen Reformkurs und die geplante Vorstandsklausur der Bundes-FPÖ im Dezember. Als positiv bezeichnete es Hofer, dass die ÖVP keine absolute Mehrheit erreichen konnte. Denn eine solche Mehrheit tue keinem Bundesland gut, so der FPÖ-Chef.

Wallner schloss Koalition mit FPÖ aus

Eine Regierungsrückkehr wäre für die FPÖ in Vorarlberg auch bei einem besseren Ergebnis illusorisch gewesen. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) hatte längst klar gestellt, dass er mit den Freiheitlichen nicht will. Bitschi habe sich zu spät und zu halbherzig vom früheren FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache distanziert, befand der Landesobmann der Volkspartei.

Bitschi an die Spitze zu hieven hatte für die Partei auch so etwas wie einen nachhaltigen Richtungswechsel. Waren seine Vorgänger für ein liberales Element in der Partei gestanden, verkörperte Übergangschef Reinhard Bösch bereits einen "härteren" und in seiner Ausrichtung typischen FPÖ-Politiker. Bitschi, der vor fünf Jahren erstmals in den Landtag einzog, setzte diesen Kurs im jugendlicheren Kleid mit kantiger Rhetorik fort.

Es ist auch kein Zufall, dass Bitschi Sicherheit und Migration als Kernthemen pflegte. Auf Facebook tritt der 28-Jährige auf Fotos und in Videobeiträgen sehr heimat- und traditionsverbunden, hemdsärmelig und als "Anpacker" auf, nicht zufällig betonte er den Besuch des Gottesdiensts am Wahlsonntag. Gegenüber den anderen Landtagsparteien zeigt Bitschi Kanten, wann immer es ihm notwendig erscheint.

Wiederaufbau-Arbeit gefragt

In den kommenden Monaten gilt es für Bitschi wohl Wiederaufbau-Arbeit zu leisten und zu hoffen, dass die Themenkonjunktur wieder der FPÖ in die Karten spielt. Dass er angesichts der dramatischen Verluste selbst ins Straucheln kommt und ins Transportunternehmen der Familie heimkehren muss, gilt als unwahrscheinlich. Aussichtsreiche innerparteiliche Konkurrenz zeichnet sich nicht ab, zudem hat Bitschi für das heutige Abschneiden mit Blick auf Ibiza eine gute Ausrede parat.