Hinter verschlossenen Türen wurde debattiert, dann trat der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp vor die wartenden Journalisten. Es werde aktuell kein Mandat für Philippa Strache, die Frau von Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache, geben. Damit wird Strache keine Nationalratsabgeordnete.

Laut Nepp sei das "keine leichte Entscheidung" gewesen. Die "massiven Verluste" in Wien haben dazu geführt, dass die FPÖ nur vier Mandate errungen habe. Und Strache werde davon keines zur Verfügung gestellt. Denn aktuell stehen Vorwürfe "von anonymer Seite" im Raum und diese gelte es nun, zu prüfen - "intern und extern", erklärte Nepp. "Bis dahin kann Philippa Strache kein Mandat bei uns in Wien erhalten". Die vier zur Verfügung stehenden Mandate gehen laut FPÖ Wien an folgende Personen: an die langjährige FPÖ-Abgeordnete Dagmar Belakowitsch, an Justizsprecher Harald Stefan, den umstrittenen Abgeordneten Martin Graf und an Jugendsprecherin Ricarda Berger.

Gründet Strache eine eigene Partei?

Keinen Kommentar auf diese Entscheidung gab es vorerst vom Ehepaar Strache, doch der über Ibizagate gestolperte Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache liebäugelt offenbar mit der Gründung einer eigenen Partei. Er teilte auf Facebook einen Artikel der - von Sinoamerikanern gegründeten - Zeitung "epochtimes.de" über gute Chancen einer Strache-Partei.

Unter dem Titel "Totgesagte leben länger: Strache-Partei könnte es auf Anhieb in den Nationalrat schaffen" berichtet epochtimes.de über eine im Lauf des Tages von der Gratiszeitung "Heute" online veröffentlichte Umfrage. Darin sieht "Unique Research" ein Potenzial von 16 Prozent bzw. fünf Prozent sicherer Wähler für eine solche FPÖ-Abspaltung. "Epoch Times" ist eine mehrsprachige internationale Print- und Online-Zeitung mit Hauptsitz in New York. Gegründet von Sinoamerikanern berichtet sie - mit kritischer Haltung gegenüber der kommunistischen Führung - vor allem über China.

Stefan-Entscheidung verwehrt Philippa Einzug

Die zuletzt als Tierschutzbeauftragte aktive Ehefrau des Ex-Parteichefs hätte nur Abgeordnete werden können, wenn Stefan das im Wahlkreis Wien-Süd errungene Direktmandat und nicht jenes auf der Landesliste annimmt. Da er sich für letzteres entschieden hat, bleibt Philippa Strache der Einzug verwehrt.

Strache war nach der Ibiza-Affäre - und dem Rücktritt ihres Mannes - auf die Liste gehievt worden. Ihr möglicher Wechsel ins Parlament hatte jedoch zuletzt für heftige parteiinterne Diskussionen gesorgt. In der Kritik stand vor allem ihr Gehalt. Sie soll, so wurde kolportiert, monatlich 9.500 Euro bezogen haben.

"Starke Willensbildung des Bundesparteivorstandes"

In einer Aussendung hielt die Landespartei fest, mit der Entscheidung "Verantwortung gegenüber der freiheitlichen Wählergemeinde mit besonderer Sorgfalt wahrzunehmen". Daher habe sich der Landesparteivorstand Wien dafür ausgesprochen, dass bis zur Klärung der im Raum befindlichen Vorwürfe keine Zuteilung des Mandates an Philippa Strache stattfinde.

"Damit folgen wir auch einer starken Willensbildung des Bundesparteivorstandes", wurde betont. Gleichzeitig wurde versichert, dass sich die Wiener FPÖ in diesem Zusammenhang entschieden gegen "jede Vorverurteilung durch Medien oder politische Gegner" ausspreche.