Nationalratswahl 2019: Was tun, um die siebente Runde mit allen Spitzenkandidaten binnen weniger Tage doch noch interessant zu gestalten? Der ORF, repräsentiert von Armin Wolf und Claudia Reiterer, entschied sich für eine Form von Frontalunterricht mit dialogischen Einschüben. Die beiden Moderatoren hatten eine Kaskade von Fragen vorbereitet, die die Kandidaten mit Themen konfrontieren sollten, die ihnen weniger lagen. Überraschungen aber blieben aus.

Kaum eine Rolle spielten im ersten Teil der Sendung die Querelen um den ehemaligen freiheitlichen Parteichef Heinz-Christian Strache. Sein Nachfolger Norbert Hofer, der am Donnerstag selbst wegen eines von der Partei bezahlten Gartenzauns in Bedrängnis geraten war, wirkte resigniert und gedämpft. In der Sache selbst kündigte er an, Klarheit über die Finanzen Straches und der Partei werde es kommende Woche geben, also nach der Wahl, weil zu viele Belege zu prüfen seien. Sollten sich falsche Abrechnungen finden, wie ein ehemaliger Leibwächter behauptet und die Staatsanwaltschaft untersucht, werde die Partei handeln. „Ich bin keiner, der sehr sanft vorgeht“, sagte Hofer, ohne seine Drohung zu konkretisieren.

Begonnen hatte die Debatte mit Selbstbeschreibungen: Was würde Ihr letzter Chef über Sie sagen? Wenig Gutes würde Reinhold Mitterlehner wohl über ihn formulieren, meinte ÖVP-Chef Sebastian Kurz, dafür dessen beide Vorgänger umso mehr. Hofer meinte ausweichend, Strache habe jetzt vermutlich andere Sorgen. Peter Pilz fand auch wenig Gutes, was Eva Glawischnig an ihm finden könnte, Hartnäckigkeit allenfalls.

Werner Kogler vermutet, Glawischnig, die ja auch seine letzte Chefin war, würde vielleicht seine Fähigkeit loben, nach Niederlagen wieder aufzustehen. Beate Meinl-Reisinger hielt für ihren größten Fehler, die ÖVP für reformfähig gehalten zu haben. Pamela Rendi-Wagner schrieb Christian Kern zu, er hätte ihre Menschlichkeit gelobt. Als Fehler nannte sie, sich zunächst zu sehr darauf konzentriert zu haben, Politikerin zu sein.

Interessant war Norbert Hofers Schwenk in der Frage der Regelung des Karfreitags. Er, der die derzeitige Lösung mitbeschlossen hatte, trat nun für einen Feiertag für alle ein.

Im zweiten Teil versuchten die Moderatoren kontrollierte Zwiegespräche. Pilz ging Hofer frontal an, der sich gegen CO2-Steuern ausgesprochen hatte: „Ich glaube, Sie haben es einfach nicht verstanden.“ Meinl-Reisinger stritt mit Kogler ergebnislos über die Schuldenbremse. Rendi-Wagner vertrat Erbschaftssteuern, die 19 Länder hätten, darunter Bayern. Sehr freundlich replizierte Kurz, sie selbst habe kürzlich gesagt, es sei nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Verhaltener Einspruch.

Heftig attackierte Norbert Hofer die 16-jährige Klimaaktivistin Greta Thunberg. „Diese Dame ist von niemandem gewählt“, sagte er und warf ihr vor, „Klimahysterie“ zu schüren und eine „Zöpferldiktatur“ anzustreben.