Wie sieht Ihr Job jetzt knapp vor den Nationalratswahlen aus?
PAUL STADLER: In erster Linie bin ich Bezirksvorsteher – nur wegen Wahlen bleibt die Zeit nicht stehen und auch die Probleme im Bezirk hören nicht auf. Aber natürlich unterstütze ich zusätzlich die Partei. Das heißt, ich gehe zu Veranstaltungen, wie zum Oktoberfest am 28. in Simmering, zu dem der Kickl kommt. Aber als Bezirksvorsteher habe ich halt einen 16-Stunden-Tag.

Was ist alles dringender als der Wahlkampf?
STADLER: Etwa Schulsanierungen, wo es um 40, 50 Millionen geht. Oder Probleme am Enkplatz, der durch Bauarbeiten seit vier Monaten praktisch gesperrt ist. Den Fahrplan der neuen Straßenbahnlinie 11 muss ich mir auch noch einmal genau anschauen, damit das für die Bevölkerung langfristig gut funktioniert. Und so könnt ich endlos weiter erzählen.

Womit kann die FPÖ am 29. bei „ihren“ Simmeringer*innen punkten?
STADLER: Aus dem Parteiprogramm spricht die Leute das große Thema Sicherheit an. Außerdem ist der Klimawandel im Zusammenhang mit der Beschäftigungssituation wichtig. Mein Plan ist, Arbeitsplätze im Bezirk zu schaffen, damit die Leut’ öffentlich und nicht mit dem Auto zur Arbeit an den Stadtrand fahren müssen. Damit kann ich die CO2-Emissionen sofort heruntersetzen.

Behindert Sie der Ibiza-Skandal bei Ihre Arbeit im Bezirk?
STADLER: Ich war schon bei der FPÖ, da war der Steger noch Vizekanzler. Ich habe miterlebt, wie der Haider den Steger demontiert hat. Ich habe die Abspaltung des Liberalen Forums miterlebt, Knittelfeld und das BZÖ. Jetzt erlebe ich Ibiza und bis ich in Pension gehe, werde ich wahrscheinlich noch so einiges. Aber eins kann ich Ihnen sagen: Die Basis war immer in Ordnung, es haben nur immer die Oberen nach einer gewissen Zeit abgehoben.

Aber was sagt die Bevölkerung, was die FPÖ-Wählerschaft in Simmering?
STADLER: Wissen Sie was der Allgemeintenor war? „Wos is denn de zwa deppat’n Buam do eing’foin? Aber du bleibst schon unser Vorsteher, du gehst nicht, weil dich brauch’ma!“ Ibiza wurde zwar wahrgenommen und die Handlungen von Strache und Gudenus verurteilt, aber den Menschen war vor allem wichtig, dass es keine negativen Auswirkungen auf mich hat.

Und, hat es?
STADLER: Naja, die Wien-Wahl ist ja erst nächstes Jahr und was ich auf den Social-Media-Plattformen so sehe, sind die Leute in Simmering happy mit mir. Viele sagen, dass sich was tut, seit der Stadler da ist. In Sachen Veranstaltungen, im Schul- und Straßenbau oder beim öffentlichen Verkehr.

Werden die Simmering*innen deshalb bei den Nationalratswahlen Blau wählen?
STADLER: Ich kann zu den Leuten ja nur sagen, schaut’s her, wir im Bezirk arbeiten gut und versuchen die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger soweit wie möglich umzusetzen, warum sollen es die im Bund schlechter machen?

Womit wir doch wieder bei Ibiza sind.
STADLER: Ich glaube, dass die Sache zumindest in Simmering für den Großteil gegessen ist. Der sagt, „de zwa homs eineloss’n und fertig“. Was bei den Versuchen herauskommt, sich zu rehabilitieren, ist auch schon uninteressant.

2017 erreichte die FPÖ in Wien etwas über 21 Prozent. Wie viel wird es 2019?
STADLER: Obwohl ich immer ein bisserl Pessimist bin, rechne ich mich mit 20 bis 23 Prozent - trotz Ibiza. Alles unter 20 wäre eine Enttäuschung.

Und was passiert, wenn Ihre Partei in Simmering neuerlich gut abschneidet und man Sie dafür mit einem Sitz im Nationalrat belohnen würde?
STADLER: Das ist überhaupt kein Thema für mich! Mein Ehrgeiz ist es, nächstes Jahr als Bezirksvorsteher wiedergewählt zu werden. Ein Gang in die Bundespolitik wäre ein Verrat an meinen Simmeringer Wählerinnen und Wählern.