Kurzzeitig kam in FPÖ-Kreisen Panik auf. Wenige Stunden vor den TV-Duellen am Mittwoch im ORF begann Norbert Hofer plötzlich zu fiebern. Am Küniglberg musste sogar ein Arzt beigezogen werden, der Burgenländern hatte bereits 39,4 Grad. Am Donnerstag und Freitag musste er krankheitsbedingt alle Termine streichen, auch die nicht unwichtige Sitzung des Parteivorstands wie auch die Präsentation der letzten Wahlplakate. „Am Parteitag ist er wieder dabei“, versicherte Hofers Pressesprecher Volker Höferl. Am Freitag hütete Hofer, der an einem schweren Infekt laborierte, im heimatlichen Pinkafeld noch das Bett, der Arzt hatte ihm strengste Bettruhe verordnet.

Doch Hofer ist heute gegen 9.30 Uhr bei der Grazer Stadthalle eingetroffen und wirkt wieder fit. Vor Beginn des Parteitages sagte Hofer, er wünsche sich eine "satte Mehrheit" bei der heute anstehenden Wahl. Angesprochen auf seinen "Vize" Kickl ließ Hofer wissen: "Eine Regierungsbeteiligung ohne Herbert Kickl ist nur schwer vorstellbar." Hofer wolle alles dafür tun, dass auch der ehemalige Innenminister seine Arbeit in einer möglichen Neuauflage von Türkis-Blau fortsetzen könne. Dann zog Hofer, begleitet von Marschmusik, in die Halle ein.

Statt gemeinsam enthüllte Herbert Kickl am Vortag des Grazer Parteitags ganz allein die letzte Plakatwelle der blauen Doppelspitze – ein pikanter Auftritt. Sekundiert wurde der ehemalige Innenminister vom freiheitlichen Parteichef der Steiermark, Mario Kunasek. Hofer steigt heute zum elften Parteichef in die Geschichte der FPÖ auf, in zwei Wochen gehen die Freiheitlichen allerdings mit einer Doppelspitze in die Wahl: mit Hofer, der am liebsten den türkis-blauen Kurs mit Kurz fortsetzen würde, sowie mit Kickl, der in der FPÖ seit seiner Demontage durch den damaligen Kanzler Sebastian Kurz Märtyrerstatus genießt und auch im Wahlplakat Spitzen gegen ÖVP-Spitzenkandidaten abfeuert: „Ohne uns kippt Kurz nach links.“ Hofer entschied sich für den Slogan „Schwarz-Grün gefährdet deine Zukunft“. Bekanntlich haben sich Hofer und Kickl bundesweit die blauen Plakatflächen geteilt. „Zwischen uns passt kein Blatt“, heißt es bei sich jeder bietenden Gelegenheit.

850 Delegierten beim Grazer Parteitag

Nicht nur Hofer, auch Kickl stellt sich heute der Wahl der 850 Delegierten. Der Kärntner rückt in die Riege der Stellvertreter auf, der bereits der Steirer Mario Kunsaek oder der Oberösterreicher Manfred Haimbuchner angehören. Um beim Auftauchen von Einzelfällen – allenfalls – schnell durchgreifen zu können, erhält Hofer heute ein spezielles Durchgriffsrecht. Aktuell kann der Parteichef nur die Mitglieder der Bundesparteileitung entlassen, künftig soll er jedes Parteimitglied bei einer Verfehlung in die Wüste schicken können. Auch ein Leitantrag über die Fortsetzung des türkis-blauen Kurses steht zur Abstimmung.

Herr und Frau Strache fehlen

Der große Abwesende beim Parteitag ist der wegen  Ibiza in Ungnade gefallene Heinz-Christian Strache, auch seine Frau Philippa, die auf der Wiener Liste kandidiert, dürfte fehlen. Mit Ausnahme der Wiener FPÖ, aus der Strache kommt, haben die Bundes- wie auch die anderen Landesparteien einen klaren Schnitt gezogen. Am Vorabend des Parteitags schrieb der designierte Parteichef Hofer seinem Vorgänger Heinz-Christian Strache einen offenen Brief via Facebook.