Von den allseits treuherzig geleisteten Gelöbnissen, über den Sommer Ruhe zu geben und erst im Herbst einen kurzen Wahlkampf zu führen, ist spätestens seit Ausbruch der Schredder-Affäre nichts mehr übrig: Jede Partei versucht, die Causa in ihrem Sinne zu interpretieren und wahlkampftechnisch zu verwerten. Entsprechend groß ist die Bandbreite der Einschätzungen: Je nach Standort taxiert man den Vorfall als „üblichen Vorgang“ eines besonders fleißigen Mitarbeiters oder eben als schwer kriminelle Machenschaft finsterer Drahtzieher, die gleichsam ihre politischen Leichen im Keller des Bundeskanzleramtes dreifach einbetonieren wollten.