Zehn Wochen bis zur Nationalratswahl. Traditionell beginnt nun das Zeitfenster, in dem die Parteien beginnen, einzelne Wahlversprechen aus ihren Programmen zu präsentieren.

Die SPÖ, die am Wochenende ihre Bundesliste beschlossen hat, hat das getan: In ihrer Rede am Bundesparteirat präsentierte Parteichefin Pamela Rendi-Wagner eine Idee, wie sie das Klima schützen will. „Ein Klimaticket, das es ermöglicht, in ganz Österreich um drei Euro am Tag öffentlich zu fahren.“

Eine Jahreskarte für alle öffentlichen Verkehrsmittel in Österreich also – von der Bahnfernstrecke über die U-Bahn in der Bundeshauptstadt bis zum Bus im hintersten Bergtal. Das wäre eine signifikante Verbilligung gegenüber dem Status quo, rechnet die SPÖ vor: Allein die Österreich-Card der ÖBB, die ihre Züge und die einiger Privatbahnen (und nicht einmal etwa ihre eigenen Busse) umfasst, kommt derzeit bereits auf 1889 Euro pro Jahr – also noch ohne die Stadt- und andere Nahverkehrsstrecken.

100 Millionen Euro für 52.000 Tickets

Bezahlen soll die Differenz der Steuerzahler: Der Bund soll, so die SPÖ-Idee, einen neuen „Klimafonds“ befüllen, zunächst einmal mit 100 Millionen Euro, womit rund 52.000 solcher „Klimatickets“ finanziert wären. Auf Rückfrage, wer die Zielgruppe sei – allzu viele Menschen, die Jahreskarten für Österreich brauchen, gebe es ja nicht –, erklärt ein Sprecher, vor allem Pendler in mittlerer Distanz zum Umstieg auf öffentlichen Verkehr bringen zu wollen, etwa von Linz nach Wien.

Neu ist die Idee freilich nicht: Seit der rot-schwarzen Koalition Gusenbauer/Molterer 2006 fand sich die Idee vom „Österreich-Ticket“, damals vor allem von der ÖVP um 1490 Euro pro Jahr propagiert, in mehreren Regierungsprogrammen – bis Doris Bures (SPÖ), damals Infrastrukturministerin, das Projekt 2009 absagte: Es gebe kein Budget dafür, man brauche das Geld stattdessen zum Ausbau der Infrastruktur.

Eine Abwägung, die auch Experten einmahnen: „Entscheidend ist, dass es ein sehr gutes Angebot an Verbindungen gibt“, sagt Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich. Österreich habe vor allem Aufholbedarf bei der Infrastruktur – diese herzustellen sei wichtiger als die Preisgestaltung. Und um Menschen im Alltag zum Umstieg auf den öffentlichen Verkehr zu bewegen, wären regionale billigere Jahreskarten, wie es sie in Wien, Vorarlberg (je 365 Euro pro Jahr), Tirol und demnächst Salzburg gibt, zweckmäßiger, so Gratzer.