SP-Chefin Pamela Rendi-Wagner plädiert beim Ö3-"Frühstück bei mir"-Spezial mit Claudia Stöckl dafür, die "Politik der Inszenierung" aufzugeben. "Ich möchte das nicht. Auch die Leute schätzen das nicht. Der Trend geht zurück zu einer menschlichen Politikernatur", so Rendi-Wagner. Und: "Wir müssen mehr Politik zum Anfassen machen. Vor allem müssen wir Politiker die Menschen spüren.Die Politik der Inszenierung ist fast schon gefährlich, weil man nicht mehr weiß, wo die Wahrheit steckt."

Stöckl wandte ein, dass "Sie ja mit Nedeljko Bilalic einen hochdotierten Coach haben, der 20.000 Euro im Monat dafür bekommt, dass Sie in Ihren Auftritten sattelfester werden". "Das sind Beratungen, die jede große Firma und jede Partei hat", entgegnete Rendi-Wagner. "Wir beraten uns inhaltlich. Wir sind ein kleines, feines Team, er ist einer davon."

"Kreiskys Politik der Chancen"

Als Ort für das Interview wählte Rendi-Wagner das Bruno-Kreisky-Haus in Döbling. Von Kreisky sei sie geprägt. "Seine Politik der Chancen hat dazu geführt, dass meine alleinerziehende Mutter in den 70er Jahren eine Gemeindewohnung und einen sicheren Arbeitsplatz hatte. Und ich einen Kindergartenplatz."

Obwohl ihre Beliebtheitswerte nach dem Misstrauensantrag gegen die Regierung Kurz am 27. Mai im Keller sind, hält die Nichtraucherin dessen Abwahl für den "langfristig richtigen Weg". "Ich gehe den Weg, den ich für richtig halte."

"Leid im Bild"

Auch ihr Interview, in dem sie den SPÖ-Misstrauensantrag gegen die Bundesregierung angekündigt hat, bereut sie nicht. Das ZIB 2-Interview nach der EU-Wahl war vielfach kritisiert worden ("Leid im Bild"), weil Rendi-Wagner im Dunkeln stand und das Mikrophon mit beiden Händen umklammerte. "Lächerlich, ob ich mein Mikrophon mit einer oder mit zwei Händen halte. Wichtig sind die Inhalte."

Ihr größter Triumph? "Der liegt noch vor mir: am 29. September", sagt Rendi-Wagner selbstbewusst, während sie selbstgebackenen Marillenkuchen isst.