ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat ein konkretes Wahlziel formuliert. In einem Interview mit der "Presse am Sonntag" formuliert der ehemalige Bundeskanzler und Spitzenkandidat der Volkspartei für die Nationalratswahl auf die Frage, was er aus seinem Sturz als Kanzler durch SPÖ, FPÖ und Jetzt gelernt habe.

"Wenn es Mehrheiten gegen uns gibt, dann ist die Verlockung für die anderen Parteien groß, sie zu nützen. Egal, ob es in der Bevölkerung Anklang findet oder nicht. Rot-Blau hatte rechnerisch die Möglichkeit, nicht nur mich, sondern gleich die ganze Bundesregierung abzuwählen. Und sie haben es getan. Das ist ein Ansporn für die Volkspartei, aus der Wahl am 29. September so gestärkt hervorzugehen, dass es weder eine rot-grün-pinke noch eine rot-blaue Mehrheit gegen uns geben kann. Das ist unser klares Ziel."

Kurz erwartet Unterstützung Bierleins für Weber

In Hinblick auf den EU-Gipfel in der kommenden Woche erwartet Kurz, dass Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein am Donnerstag den konservativen Spitzenkandidaten Manfred Weber im Rennen um den künftigen EU-Kommissionspräsidenten unterstützt. "Ich gehe davon aus", so Kurz im Interview auf die Frage, ob die Übergangsregierung die Position einnehme, Weber zum Kommissionspräsidenten zu küren.

Unter Kurz mehr Einfluss auf EU-Ebene

Kurz machte zugleich deutlich, dass Österreich unter ihm als Bundeskanzler mehr Einfluss auf EU-Ebene hätte. "Wir haben alle die Pflicht, die Übergangsregierung bestmöglich zu unterstützen. Aber natürlich hat die Republik im Moment nicht das Gewicht auf europäischer Ebene, das sie vor ein paar Monaten noch hatte."

Es habe zwar ein anderer Regierungschef aus dem Kreis der Europäischen Volkspartei (EVP) die Verhandlungen mti den anderen Parteien übernommen, er sei aber in die Beratungen über das EU-Personalpaket "immer noch eingebunden", berichtete Kurz von Telefonaten mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel, dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron "und anderen".

"Ich hoffe sehr, dass Manfred Weber Kommissionspräsident wird", sagte der Altkanzler. Schließlich sei dieser als Spitzenkandidat der stärksten Partei (die EVP erreichte 179 von 751 Mandaten bei der Europawahl, wobei die 13 Abgeordnete der Fidesz Weber explizit nicht unterstützen wollen, Anm.) "legitimiert", meinte Kurz. "Eine linke Mehrheit, die sogenannte progressive Bewegung, gegen den Wahlsieger wäre abgehoben gegenüber dem Wählerwillen", sagte er in Richtung von Sozialdemokraten, Liberalen und Linken, die Weber verhindern wollten.