Ex-FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache wird im Falle einer Annahme seines EU-Vorzugsstimmenmandates "auf sämtliche Funktionen innerhalb der FPÖ" verzichten - und zwar "bis zur vollständigen Aufklärung der Umstände rund um das Ibiza-Video". Das gab FPÖ-Chef Norbert Hofer nach dem Parteivorstand bekannt. Strache selbst erklärte via Facebook, dass er nach wie vor keine Entscheidung getroffen habe.

Hofer habe dem Vorstand von einer entsprechenden Vereinbarung mit Strache berichtet, erklärte die Partei in einer Aussendung nach der Gremien-Sitzung. Das Bundesparteipräsidium habe diese Vereinbarung "einstimmig zur Kenntnis" genommen.

Damit scheinen Spekulationen über einen möglichen Parteiausschluss vorerst vom Tisch, die in den letzten Tagen aufgekommen waren. Strache hatte bei der EU-Wahl fast 45.000 Vorzugsstimmen erhalten und hat damit Anrecht auf eines der drei FPÖ-Mandate. Der über das Ibiza-Video gestolperte frühere Vizekanzler hat bisher offen gelassen, ob er das Mandat annimmt.

Am Mittwochabend äußerte sich Strache dann erneut auf Facebook: "Ich werde die letzten Tage von vielen Wegbegleitern und den Medien gefragt, ob ich das EU-Direktmandat annehmen werde, nachdem mir zahlreiche Wähler durch ihre Vorzugsstimme direkt-demokratisch hierfür die Legitimation erteilt haben", so der Ex-Obmann. "Ich habe jedoch hierüber noch keine Entscheidung getroffen. Nicht aus Unsicherheit, sondern vielmehr aufgrund meines unbedingten Willens und Wunsches, zunächst aufzuklären und erst dann für mich und mit meiner Familie zu befinden, wie meine politische Zukunft aussehen wird", schrieb er.

"Ich bin und bleibe mit Leidenschaft ein Vollblut-Politiker", betonte Strache. "Dennoch muss und wird der nächste Schritt von mir sorgfältig abgewogen werden." Dabei gehe es nicht um ihn, "sondern darum, was für die Partei und dieses Land das Beste ist." Er stehe jedenfalls "voll zur Freiheitlichen Partei Österreichs und zu unserem konsequent fortzusetzenden Weg als soziale Heimatpartei", schrieb er und sprach dem designierten FPÖ-Obmann Hofer und dessen Mannschaft sein Vertrauen aus. "Wir sind eine Familie. In guten und in schwierigen Zeiten halten wir zusammen", schloss der Ex-Parteichef sein Posting.

Philippa relativiert

Straches Ehefrau Philippa hatte sich für die Annahme des Mandats ausgesprochen. Inzwischen betont sie auf Facebook, dass es sich um eine Entscheidung ihres Mannes handle: "Mein Mann ist erwachsen und entscheidet selbst, was er mit seinem EU-Mandat macht. Ich bin mir sicher, er wird eine Entscheidung treffen, die zum Wohl der Partei ist, aber auch respektvoll im Hinblick auf die zahlreiche Unterstützung, und die Wählerinnen und Wähler, die ihm eine Vorzugsstimme gegeben haben."

Offiziell steht auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung neben der Besprechung der Nationalratswahl im September nur die Bestellung des blauen Volksanwalts (Walter Rosenkranz) sowie Ort und Zeit des nächsten Bundesparteitages.