Die Befragung von Alt-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) im BVT-Ausschuss am Mittwochnachmittag hat sich als recht zäh erwiesen. Er habe die Causa in den Medien verfolgt, sagte er auf Frage von NEOS-Abgeordneter Stephanie Krisper aus. Die Opposition hielt ihm vor, nicht tätig geworden zu sein, als die Zusammenarbeit mit den ausländischen Geheimdiensten immer schlechter geworden sei.

Kurz verwies in der Befragung darauf, dass er damals über die Causa mit dem amtierenden Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) gesprochen habe und auch, dass er hoffte, dass die Sache im U-Ausschuss aufgeklärt werde. Darüber hinaus verwies Kurz darauf, dass es nicht die Aufgabe des Kanzlers sei, etwas zu unternehmen, um das Vertrauen im Ausland in die Dienste wieder herzustellen.

Gespräche mit Ministern

Von Abgeordnetem Peter Pilz gefragt, warum er Kickl nicht entlassen hatte, als die Hausdurchsuchung im BVT bekannt wurde, sagte Kurz, "weil meines Wissens die Hausdurchsuchung nicht vom Innenminister, sondern vom Justizminister genehmigt wurde" - und weil er der Meinung sei, "dass die Vorwürfe erst bewiesen werden müssen". "Ich habe mit dem zuständigen Justizminister gesprochen und dem für das BVT zuständigen Innenminister", so Kurz.

Während Razzia im Ausland

Dass er von der BVT-Razzia doch früher gewusst habe als angegeben, schloss Kurz aus, auch wenn Kickl dies behauptet habe. Er selbst sei bei der Hausdurchsuchung jedoch im Ausland gewesen.

Die Frage von SPÖ-Abgeordnetem Jan Krainer, ob er auf Basis seines Auskunftsrechts als Kanzler bei BVT-Generaldirektor Peter Gridling jemals in dieser Sache nachgefragt habe, ob die Sicherheit des Landes aufgrund der internationalen Isolierung des BVT tatsächlich in Gefahr sei, verneinte Kurz. Er habe schon mit dem BVT-Chef gesprochen, aber eher am Rande von Sitzungen, etwa jener zum Nationalen Sicherheitsrat. Krainer warf Kurz daraufhin vor, nicht von den gesetzlichen Möglichkeiten Gebrauch gemacht zu haben, die ihm zugestanden wären. Kurz habe "einfach zugesehen, wie Österreich zunehmend isoliert wurde und hat nichts getan, um dieses Sicherheitsproblem zu beseitigen".

Mutmaßungen zu Ibiza

Thema war auch das Ibiza-Skandal-Video von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Er habe von der Existenz am Vorabend der Veröffentlichung in den Medien erfahren, wiederholte Kurz seine bisher getätigten Aussagen - und zwar vom damaligen Vizekanzler Strache. Keine Wahrnehmung habe er, ob es einen "Konnex" zwischen der Video-Erstellung und Mitarbeitern des BVT gegeben haben könnte, sagte Kurz auf eine Frage von FPÖ-Abgeordnetem Hans-Jörg Jenewein.

Zu seinen Vermutungen, wer dahintersteckt, gab sich Kurz etwas zurückhaltender als in diversen Interviews der jüngsten Vergangenheit, in denen er stets eine Beteiligung des israelischen Politik-Beraters Tal Silberstein in den Raum gestellt hatte. "Ich muss sehr vorsichtig sein", meinte er. Er habe aber (im Nationalratswahlkampf 2017, Anm.) "meine Erfahrungen gemacht", daher habe er "ein Gefühl, welche Personen für so etwas infrage kommen". Und er habe die Medienberichterstattung über die Causa mitverfolgt. "Wenn ich das lese und höre, ergibt sich ein relativ klares Bild, aus welcher Ecke das kommen könnte", sagte Kurz.

Ausgeschlossen wurde von Kurz auch, dass der einstige Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) ihn darüber informiert habe, sich beim BVT Informationen für das Wahlprogramm der ÖVP besorgt zu haben.

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