Ein klassisches Interview mit Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache kam nicht zustande. Dafür war der gefallene Vizekanzler am Samstag bereit, via SMS einige Fragen zu dem denkwürdigen Abend in der Villa einer vermeintlichen Oligarchen-Nichte auf Ibiza zu beantworten. So konnten freilich seine Antworten, Feststellungen - oder seine unglaubliche Behauptungen, es wollte in der Villa ausländische Investoren für Österreich gewinnen - nicht mehr durch mehrfaches Nachfragen ad absurdum geführt werden. 

Wie ist es zu erklären, dass ausgerechnet Sie, der stets den Eindruck erweckt, eine Nase für politische Intrigen und dubiose Machenschaften zu haben, in eine solche Falle tappen konnte?

HEINZ-CHRISTIAN STRACHE: Mit solchen Dirty-Campaigning-Abgründen habe ich in privater Urlaubsstimmung leider nicht gerechnet. Ich ärgere mich auch über mich, dass ich in diese Falle geführt werden konnte. Denn ich habe ja schon viel in den letzten 14 Jahren an Anschüttungen erlebt, aber das hat alles an Niedertracht übertroffen.

Sie sagen, das sei alkoholbedingt passiert. Aber einige der Inhalte, wie etwa, dass Gelder an der Partei vorbei über Vereine umgeleitet werden, sind ja keine Ideen von einem anderen Stern. Offenbar gibt es solche Vereinskonstruktionen. Warum? Weil die Spender anonym bleiben wollen?

STRACHE: Ich habe auch nur rechtskonforme und legale Möglichkeiten für Spenden aufgezeigt, wie sie das österreichische Gesetz vorsieht. Manche können sich vorstellen einer Partei zu spenden, manche wollen keiner Partei spenden, jedoch einen gemeinnützigen Zweck oder Inhalte von gemeinnützigen Vereinen unterstützen. 

Dass der Chef einer Partei, die Österreich in den Mittelpunkt rückt, bereit ist, Österreich ans Ausland zu verschachern, ist doch fatal? 

STRACHE: Das ist blanker Unsinn. Aber selbstverständlich ist es legitim, Investoren nach Österreich zu holen und damit Arbeitsplätze zu schaffen. Und ich habe immer auf die erforderliche Rechtskonformität bestanden und auf die konsequente Einhaltung und Umsetzung der Gesetze und unseres Parteiprogramms hingewiesen. Beispielsweise auf den Schutz unseres Wassers in der Verfassung als Eigentum der Staatsbürger, damit eben das „Weiße Gold“ nicht privatisiert wird und wir ähnlich wie Norwegen mit ihren Ölvorkommen auch unser Wasser im Interesse der Staatsbürger staatlich in der Verfassung sichern und allfällige zukünftige Gewinne von Trinkwasserflaschen an die Bürger ausschütten. 

Haben Sie eine Idee, wer hinter dem Video stecken könnte? Ist es politisch bedingt? Oder wurden Sie erpresst?

STRACHE: Es kommen jeden Tag neue Hinweise, welchen wir nachgehen, und eine Task-Force arbeitet an der Aufklärung. Es geht hier nicht um Spekulationen, sondern um Fakten. Es gibt drei mutmaßliche Täter, gegen die ich Strafanzeige einbringen habe lassen. Weitere Hintermänner sind denkbar. Wir gewinnen täglich an neuen Erkenntnissen. Nein, ich wurde nicht erpresst. 

Fürchten Sie, dass vielleicht noch andere Videos mit wenig schmeichelhaftem Inhalt das Licht der Welt erbringen? Oder war Ibiza ein Einzelfall?

STRACHE: Wer heimlich betrunken in privater Urlaubsstimmung gefilmt wird, kann keine Freude haben. Und ja, ich schäme mich für die Bilder und mein betrunkenes, despektierliches, prahlerisches und übertriebenes Verhalten. Ich habe aber niemals Drogen genommen, denn das habe ich immer vehement abgelehnt. Und es gibt auch keine anderen medial unterstellten schlüpfrigen Szenen von mir. Das war mein einziges Treffen mit diesen Lockvögeln und auch mein letztes. Ich habe nichts mehr zu befürchten. 

Werden Sie auf der Straßen von Leuten angesprochen, die enttäuscht von Ihnen sind. Was sagen Sie denen? 

STRACHE: Ja, manche reagieren enttäuscht und ungehalten und andere sprechen mir unterstützend zu und sind über die Art der offensichtlich politisch gezündeten Aktion gegen meine Person und die Regierung empört. Wer ohne Fehler ist, werfe den ersten Stein! 

Haben Sie Herrn Gudenus die Freundschaft aufgekündigt? Er hat sie doch in die Situation hineinmanövriert?

STRACHE: Ich bin enttäuscht, dass er mich in diese Situation gebracht hat, ärgere mich aber auch über meine damalige Dummheit. 

Ist es vorstellbar, dass sie schon bei der Wien-Wahl wieder in die Politik zurückkehren?

STRACHE: Es ist nicht die Zeit über solche Sachen nachzudenken. Jetzt geht es um restlose und rasche Aufklärung, um die Täter, mögliche Mittäter und die Auftraggeber zu ermitteln. 

Wo werden Sie Ihren 50. Geburtstag in knapp drei Wochen verbringen? In der Ferne, auf einer Insel?

STRACHE: Im kleinen Kreis mit meiner Frau, der Familie und Freunden.