Armin Wolf, Zib 2-Moderator und stellvertretender Chefredakteur der TV-Information im ORF, hat sich zu dem Konflikt der FPÖ mit dem ORF zu Wort gemeldet. Auf seinem Blog beschreibt Wolf, wie es zu der Sendung am vergangenen Dienstag kam, in der Wolf FPÖ-EU-Spitzenkandidat zu dessen Empörung nach einer Karikatur des Rings freiheitlicher Jugend Steiermark fragte - und danach, was diese von der Ikonographie des Nazi-Hetzblattes "Stürmer" unterscheide.

"Damit die Zeichnung im Fernsehen besser erkennbar wird, hat unsere Grafik in der Vorbereitung die schwarz-weißen Fratzen auf dem Sujet hervorgehoben. Und wir haben eine Titelseite der NS-Zeitschrift „Stürmer“ herausgesucht, die durch ihre rassistischen Darstellungen (damals von Juden) bis heute berüchtigt ist.

Die – mit dem ZiB2-Sendungsverantwortlichen abgesprochene – Idee war nun folgende: Ich würde Harald Vilimsky mit der „Karikatur“ konfrontieren und ihn fragen, was er davon hält. Würde er sich davon distanzieren – wovon ich nach der Braunau-Debatte eigentlich ausging -, frage ich nach, warum in der FPÖ immer wieder solche „Einzelfälle“ passieren. Damit wäre das Thema erledigt. Sollte Vilimsky jedoch das RFJ-Sujet verteidigen, würden wir die „Stürmer“-Seite dazublenden und ich ihn fragen, was die beiden Darstellungen seiner Meinung nach unterscheidet", schreibt Wolf auf seinem Blog. Und weiter:

"Wirklich bemerkenswert finde ich jedoch die Reaktion von Norbert Steger. Der ehemalige FPÖ-Parteichef ist seit einem knappen Jahr Vorsitzender des ORF-Stiftungsrates und damit so etwas wie der Aufsichtsratspräsident des ORF. Im KURIER nannte Herr Steger meine Frage an Vilimsky wörtlich „pervers“. Und in einem Gespräch bei „Fellner live“, das mehr als eine halbe Stunde lang ohne eine einzige kritische Frage auskam, erklärte der oberste ORF-Vertreter ohne weitere Begründung, ich hätte dem ORF „großen Schaden zugefügt“ und sollte „auf Gebührenzahler-Kosten“ eine Auszeit nehmen. Wenige Tage nach der „Romy“-Verleihung halte ich das für einigermaßen originell. Meine kurze Rede dort fand Herr Steger aber ohnehin „noch viel ärger“.

Es gäbe übrigens eine sehr einfache – und korrekte – Reaktion, sollte die FPÖ tatsächlich der Meinung sein, ich hätte mit meiner Frage das ORF-Gesetz verletzt: Eine Beschwerde bei der dafür zuständigen Medienbehörde, der KommAustria. Eine solche Beschwerde wurde bisher aber weder eingebracht noch angekündigt. Aus gutem Grund: Sie wäre chancenlos. Meine Frage war rechtlich einwandfrei, die Judikatur des Verfassungsgerichtshofs zu Live-Interviews im ORF ist seit Jahrzehnten glasklar."

Wolf schreibt außerdem, dass er die Frage jederzeit wieder so stellen würde:

"Würde ich im Nachhinein etwas anders machen? Ja, ich würde ganz am Ende die zweite Nachfrage nach Frau Kneissl nicht mehr stellen, der Erkenntnisgewinn war bescheiden. Vielleicht würde ich die Passage zu den Verkehrsmaßnahmen kürzen und mich dafür nach der geplanten Rechtsaußen-Fraktion erkundigen. Aber die Frage, worin sich die rassistische RFJ-„Karikatur“ von rassistischen Bildern im „Stürmer“ unterscheidet, würde ich jedenfalls wieder stellen. Eine konkrete Antwort darauf habe ich bis heute nicht gehört."