Als ehemaliger Direktor der Diakonie ist Michael Chalupka der wohl bekannteste Kandidat für die evangelische Bischofswahl. "Wir sollten uns nicht kleiner machen als wir sind", meint er zum Status seiner Kirche im APA-Interview - nicht zuletzt aufgrund der Karfreitags-Debatte. In der Frage des gestrichenen Feiertags für die Protestanten erwartet er sich ein Zeichen von der Regierung.

Dem "Ruf" aus den Diözesen ist Chalupka gerne gefolgt, wie er sagt, die Nominierungen hätten ihn "mit Respekt erfüllt". Im Burgenland, in der Steiermark, in Salzburg/Tirol und Wien war er als Kandidat für die Nachfolge von Bischof Michael Bünker aufgestellt worden. Dabei kommt Chalupka zugute, dass er die Kirche auf sehr verschiedene Weisen kennt, wie er betont: aus den Pfarrgemeinden, dem Bildungsbereich und der Diakonie heraus.

Dementsprechend will der 58 Jahre alte gebürtige Grazer die Bedeutung der evangelischen Kirche A.B. wieder hervorheben, insbesondere in einer "säkularer werdenden Welt". Protestanten hätten gelernt, in ihrer Minderheiten-Struktur im Pluralismus zu leben. Eine Fähigkeit, die auch in einer Gesellschaft notwendig sei, die sich über Angst, Einsamkeit und Ausgrenzung definiere. Das Schauen auf Jesus verbinde: "Da sitzt der Arbeiter neben dem Universitäts-Professor."

Bedeutung will Chalupka der Kirche auch in einer Zeit geben, "wo Glaube und Religion oft belächelt werden". Schmerzhaft seien etwa Aussagen in der Karfreitags-Diskussion gewesen, "das ist ein Umgang, wie es die evangelische Kirche nicht gewohnt war". Dementsprechend will Chalupka, sollte er Bischof werden, auch sofort Gespräche mit der Politik anpeilen. "Es muss ein Zeichen geben, wie die Bundesregierung das Vertrauen, das zerstört worden ist, wieder herstellen kann."

Zur Entscheidung der evangelischen Synode, künftig auch homosexuelle Paare segnen zu können, steht Chalupka. Die Entscheidung den Gemeinden selbst zu überlassen sei aber kein "Kompromiss", wie oft betont wurde. Und auch über die heftige Diskussion darüber, die beinahe die Kirche gespalten hat, zeigt sich der Bischofskandidat nicht verwundert. Unterschiedliche Positionen gebe es in jeder Gemeinde.

"Wirklich schade" findet Chalupka, dass keine Frau für das Bischofsamt nominiert wurde. Selbst will er darauf schauen, wie Leitungspositionen in der Kirche besser mit dem Privatleben vereinbar werden können. Als Übergangskandidaten - Chalupka erreicht vor Ende der regulären Amtszeit von zwölf Jahren das Pensionsalter - sieht er sich nicht. "Man sieht sich, wo immer man ist: Als einer, der weiß, dass es die evangelische Kirche vor ihm gegeben hat und auch nachher geben wird."