Das Innenministerium hat dem Maturareise-Veranstalter DocLX in den vergangenen beiden Jahren 45.000 Euro gezahlt, um auf der "X-Jam"-Partyreise nach Kroatien (Größenordnung: um die 10.000 Teilnehmer) für den Job als Polizist werben zu dürfen.

Wie aus einer Anfragebeantwortung von Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) an Neos-Angeordnete Stephanie Krisper hervorgeht, hat das Ministerium 2017, damals noch unter Wolfgang Sobotka (ÖVP) 18.000 Euro bezahlt, 2018 dann um 9.000 Euro aufgestockt.

Der Vertrag mit DocLX umfasste Kickl zufolge folgende Leistungen:

  • Verstärkung und positive Verankerung der Marke POLIZEI während des Jahres 2018 im Rahmen von Vorfeld- und Nachfeldaktionen im Bereich Online- und Social Media  Marketing durch die DocLX Holding GmbH (100.000 X-Jam Facebook Fans)
  • Logoeinbindungen  auf Website, Drucksorten
  • Informationen über den Polizeiberuf im Newsletter
  • Polizei-Branding vor Ort (Boot, Parcour)
  • Klassen Flyer – Sampling an bis zu 10.000 Maturanten
  • Info-Broschüre über die Karrieremöglichkeiten der Polizei
    im Welcome-Package
  • Im Polizei-Design gebrandeter Hindernisparcours mit Workshop
  • Parcours-Challenge („Erfüllst du die sportlichen Voraussetzungen für den Polizeiberuf?“)
  • Integration in die X-Jam-App
  • Integration  des  Polizei-Werbevideos in die X-Jam-Kommunikationsmaßnahmen
  • Die Polizei wurde in die Vorführungen (z.B. mit den
    Red Bull X-Fightern), in die Influencer-Aktivitäten und in
    die Moderation vor Ort aktiv eingebunden
  • Möglichkeit für persönliche Gespräche der Polizei-Recruiter mit
    Interessenten vor Ort
Die Polizei trat mit Werbung und Recruitern bei der Maturareise in Kroation in Erscheinung.
Die Polizei trat mit Werbung und Recruitern bei der Maturareise in Kroation in Erscheinung. © Innenministerium/Gerd Pachauer

Ziel der Maßnahme: Mehr Bewerber für den Polizeidienst zu gewinnen. Halbwegs messbare Erfolge weist das Innenministerium nur für die 2018er Reise aus: "Von den 335 Maturanten, mit denen an diesen zwei Tagen persönliche Gespräche geführt wurden, interessierten sich 86 für den Polizeiberuf. "

Über den Gesamterfolg diverser Rekrutierungsmaßnahmen ab 2015 - seither bemüht sich die Polizei intensiv um mehr Bewerber - in den vergangenen Jahren gibt es Kickl zufolge keine Statistik.  Allerdings sei "durch professionelle Weiterführung" solcher Maßnahmen "eine Steigerung der Bewerberzahlen von 2017 auf 2018 um 26 Prozent" erzielt worden, heißt es in der Anfragebeantwortung.

Kritischer hatte man solche Maßnahmen bei ihrer Einführung in der Truppe gesehen: "Man ist fassungslos, wenn man diese Methoden sieht", erklärte etwa der sozialdemokratische Polizeigewerkschafter Hermann Greylinger (FSG). "Es ist alles Inszenierung. Man inszeniert sich und zeigt, was man hat. Und vergisst dabei, dass wir 95 Prozent der Beamten für den ganz normalen Dienst in den Inspektionen benötigen."