Pro:

Ich hatte das große Glück, in einem behüteten Haushalt in Oberösterreich aufzuwachsen. Mutter Kellnerin, Vater Filialleiter. Die Rollenverteilung war klar: Meine Mutter kümmerte sich um uns Kinder, mein Vater verdiente das Geld. Später erkannte ich, dass dies auch finanzielle Gründe hatte. Rückblickend wäre es für mich und meine Schwester schön gewesen, als Kind mehr Zeit mit dem Vater verbringen zu können. Genau deshalb ist für mich klar, dass ich eine aktive Rolle als Vater übernehmen möchte. Ich möchte nicht nur als Familienernährer, sondern als gleichwertige Bezugsperson von meinen Kindern wahrgenommen werden. Aber das scheint nicht so einfach zu sein, wie es sich anhört.

Als 25-Jähriger mache ich mir Gedanken darüber, wie sich mein Wunsch nach einer aktiven Vaterrolle mit einem Beruf vereinbaren lässt. Wir leben in einem der reichsten Länder der Welt, trotzdem scheint es, als stünde eine aktive Vaterrolle im Widerspruch zum Beruf. Familienpolitik muss aber zum Ziel haben, dass jede Familie die Freiheit bei der Lebensplanung hat, die Verteilung von Aufgaben in Beziehung und Familie frei zu gestalten. Hier ist die Politik gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die uns diesem Ziel näherbringen.

Mit einem Papamonat würden wir uns – zusammen mit den bereits umgesetzten flexiblen Arbeitszeiten und dem Familienbonus Plus – dem Ziel ein weiteres Stück nähern. Denn erst aus dem Rechtsanspruch entsteht die Freiheit, die eigene Lebensplanung partnerschaftlich frei zu gestalten. Gleichzeitig muss uns bewusst sein, dass die Stärkung der Familie eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Daher sollten Kosten, die durch familienfördernde Maßnahmen entstehen, nicht nur eine Gruppe der Gesellschaft belasten, seien dies Arbeitnehmer oder Arbeitgeber.

Für uns Mitglieder des Cartellverbandes ist die Familie die Keimzelle der Gesellschaft, denn sie sichert die Zukunft unseres Staates. Gleichzeitig streben wird auch danach, Verantwortung in Wirtschaft und Gesellschaft zu übernehmen. Deshalb hat eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf besondere Wichtigkeit für uns. Vorhergehende Regierungen haben sich dafür nur unzureichend eingesetzt. Unser Appell an diese Bundesregierung lautet daher: Holen wir die Familienpolitik ins 21. Jahrhundert! Machen wir Österreich gemeinsam zu einem Land, in dem eine aktive Vaterrolle zu einer funktionierenden Familie als Keimzelle der Gesellschaft beiträgt und in dem eine verantwortungsvolle Vaterschaft und Erfolg im Beruf kein Widerspruch sind.

Von Stefan Grüneis, Präsident des Österreichischen Cartellverbands

Contra:

Für den Papamonat einzutreten, ist mehr als legitim, so zu tun, als stünde kein Aufwand dahinter, naiv und durchschaubar. Denn der Aufwand dafür existiert unbestritten. Aber wer kommt dafür auf? Kinder gehen uns alle an. Finden wir also im Dialog eine Lösung. Entscheidend ist, dass unsere Klein- und Mittelbetriebe das umsetzen können – die 99,6 Prozent der Unternehmen in Österreich, in denen 68 Prozent der Beschäftigten arbeiten.

Wo sind die Menschen, die für einen Monat einspringen als Monteur, als Chef- und, ja, auch als Hilfskoch auf Zeit? Die für einen Monat umziehen? Immer noch haben weit über 300.000 Menschen keinen Job. Bereit, den Wohnort – und sei es eben nur auf Zeit – zu wechseln, sind trotz aller Verbesserungstendenzen immer noch zu wenige. Vielleicht hilft hier neues, innovatives Denken, vielleicht ein Fachkräftepool mit „Springern“ mit fixer Anstellung und flexiblen Arbeitsorten.

Das wäre ein Anfang. Und ein Lebenszeichen der Sozialpartnerschaft. So ein konstruktiver Vorschlag ihrer Interessenvertreter würde Arbeitsuchenden mehr helfen als diese Dramatisierung. Wer das den Arbeitgebern allein umhängen will, macht es sich zu einfach. Mit dem Finger auf andere zu zeigen und laut zu schreien: „Denen geht es nur ums Geld!“, selbst aber nichts in die Realisierung der eigenen Forderungen zu investieren, die zum Rechtsanspruch werden sollen? Das kann es doch nicht sein.

Da gibt es sagenhafte Fonds und Pflichtmitgliedsbeiträge, die genauso sprudeln wie die Steuereinnahmen der öffentlichen Hand. Am Geld muss es also nicht scheitern, wenn sich alle Beteiligten an den Tisch setzen und an einer vernünftigen Lösung arbeiten. Und diese Win-win-Situation als solche erkennen und darin investieren.

Auf einen Rechtsanspruch für den Papamonat pochen reicht nicht. Es braucht konstruktive Gespräche über realistische Kostenschätzungen und -übernahmen. Wer bezahlt die Suche, die auch für die kurze Zeit notwendige Einlernphase mit doppelter Besetzung, das aliquote 13. und 14.? Für kleine Betriebe eine große Herausforderung. Davor dürfen auch die nicht die Augen verschließen, die nie in der freien Marktwirtschaft gearbeitet haben. Damit auch die kleinen Arbeitgeber die Papamonate überstehen. Von der WKÖ kam der Vorschlag, die Arbeitgeber im Gegenzug beim vorzeitigen Mutterschutz zu entlasten. Die alarmistische Reaktion der Arbeitnehmerseite darauf lässt erahnen: Der geht es nicht um Lösungen. Sonst würde sie konstruktive Lösungsvorschläge in den Vordergrund stellen, um kleinen Arbeitgebern das Überleben zu sichern.

Michaela Reitterer ist Präsidentin der Hoteliervereinigung