Mit weniger Teilnehmern als in den Jahren davor ist die offizielle Demonstration gegen den freiheitlichen Akademikerball in der Wiener Hofburg Freitagabend zu Ende gegangen. 1.600 Teilnehmer hatten sich laut Polizei zur Schlusskundgebung auf dem Stephansplatz versammelt. Zu Sachbeschädigungen oder Festnahmen kam es vorerst nicht. Der Unmut entlud sich vor allem verbal gegen die Regierung.

Die Demonstration, zu der das Bündnis "Offensive gegen Rechts" geladen hatte, startete am frühen Abend wie in den vergangenen Jahren vor der Wiener Universität und führte über die Wipplingerstraße zum Stephansplatz. Rund um die Proteste war eine Sperrzone errichtet worden, die allerdings kleiner aus als in den Jahren zuvor ausfiel. Rund 1.900 Beamte waren im Einsatz, laut Polizei in etwa ein Drittel weniger als im Jahr 2018.

Amtshandlungen oder Sachbeschädigungen gab es laut ersten Angaben der Exekutive keine. Allerdings wurden vereinzelt pyrotechnische Gegenstände gezündet. Es dominierten Parolen gegen die türkis-blaue Regierung, wie etwa "Schießt den Strache auf den Mond, das ist Raumfahrt, die sich lohnt". Die Angaben der Veranstalter unterschieden sich wie zumeist von jenen der Polizei. Sie sprachen in einer Aussendung von rund 4.500 Demonstranten in der Wiener Innenstadt.

Auch bei der Schlusskundgebung entlud sich der Unmut vor allem gegen die "grausliche Politik" der ÖVP-FPÖ-Koalition. Rechtsextreme bräuchten ihre Ideologie nicht mehr zu verstecken, hieß es etwa. Im Visier stand vor allem Innenminister Herbert Kickl (FPÖ), der in den vergangenen Tagen mit seinen Aussagen zum Rechtsstaat für Kritik gesorgt hatte. Man habe einen Innenminister, der die drei Grundpfeiler der Demokratie infrage stellt, hieß es bei der Demo.

Gegen 19.30 löste sich zumindest die offizielle Demonstration nach und nach auf.

Insbesondere im Jahr 2014 kam es im Zuge der Proteste gegen den Ball zu zahlreichen Sachbeschädigungen und auch zu einer erheblichen Anzahl an verletzten Demonstranten und Polizisten. In den vergangenen Jahren hatte sich die Situation auf den Demonstrationen deutlich beruhigt. Zwar nahmen auch im Vorjahr (laut Polizei) bis zu 8.000 Personen an den Protesten teil, sie blieben aber ohne Zwischenfälle.

Bilder von den Demos im Vorjahr:

Sperrzone ab 17 Uhr

Die ab 17.00 Uhr geltende Sperrzone rund um den Heldenplatz fällt heuer daher auch kleiner aus als in den Jahren zuvor. Außerdem werden maximal 1.900 Beamte im Einsatz sein, laut Polizei in etwa ein Drittel weniger als im Jahr 2018.

Die Ringstraße selbst ist heuer vom behördlichen Platzverbot ausgenommen, was auch zu geringeren Verkehrsstörungen beitragen soll. Dennoch ist laut Polizei für den Nachmittag (ab ca. 16.00 Uhr) rund um die Innenstadt mit Beeinträchtigungen sowohl für den Individual- wie auch den öffentlichen Verkehr zu rechnen. Zu Verzögerungen kann es abschnittsweise auf der Ringstraße kommen, sowie auf den Ausweichrouten, aber auch bei den Zufahrten zur Staatsoper, zum Burgtheater und dem Rathausplatz. Die Citybuslinien 1A, 2A und 3A sind ab etwa 14.00 Uhr nicht in Betrieb. Bei den Straßenbahnlinien 1, 43, 44, 71 und D kommt es zu Änderungen auf den Routen.

"Offensive gegen Rechts"

Die angekündigte Demonstration des Bündnisses "Offensive gegen Rechts" startet um 17.00 Uhr am Schottentor bei der Universität und führt über die Wipplingerstraße zum Stephansplatz. "Zeigen wir erneut, was wir von den elitären, rassistischen, sexistischen, antisemitischen und homophoben Burschenschaftern halten. Zeigen wir, dass unser Widerstand kein Ende finden wird", heißt es im Demo-Aufruf. Man werde Schwarz-Blau "und ihren völkischen Burschenschaftern" "keine Atempause" lassen, so die Organisatoren. Erwartet werden laut Polizei "mehrere tausend" Demonstranten.

Die Ballveranstalter rechnen für ihr Event in der Hofburg mit einer Rekord-Besucherzahl. Ballorganisator Udo Guggenbichler berichtet im Vorfeld von einem großen Ansturm auf die Karten, Mit-Grund dafür sind seiner Meinung nach die in den letzten Jahren immer besser gewordenen polizeilichen Sicherheitsmaßnahmen rund um den Ball. Gleichzeitig betonte der Wiener FPÖ-Landtagsabgeordnete, er unterstütze natürlich das Demonstrationsrecht. "Aber ich rufe die Demonstranten dazu auf, von Gewalt abzusehen."

Unter den Ballgästen werden sich wohl wie schon in den letzten Jahren erneut prominente Vertreter der Regierungspartei FPÖ einfinden. Allen voran hat Vizekanzler und Parteichef Heinz-Christian Strache sein Kommen angekündigt. Auch die beiden Klubobleute Johann Gudenus und Walter Rosenkranz werden in der Hofburg erwartet. Und auch die dritte Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller dürfte wieder unter den Ballgästen sein. Zum zweiten Mal glänzt Norbert Hofer durch Abwesenheit.

Bereits am Vortag zum Ball entlud sich offensichtlich der Unmut gegen rechte Studentenverbindungen in Wien. Die Polizei meldete am Freitag mehrere Fälle von Sachbeschädigung im Zuge der wöchentlichen "Donnerstagdemo". Betroffen seien Vereinslokale von Burschenschaften sowie eine Polizeiinspektion.

Donnerstagsdemo

Rund 2.000 Personen nahmen laut Polizei bei der "Donnerstagsdemo" teil. Ziel der Attacken durch vorerst noch unbekannte Täter waren Objekte in Wien-Josefstadt. Hausfassaden wurden dabei durch rohe Eier und Damenbinden verunreinigt. Eine deutsche Fahne war mithilfe pyrotechnischer Gegenstände in Brand gesetzt worden.

FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker verurteilte die Aktionen. "Diese Gewaltbereitschaft gegen Andersdenkende - vor denen ich bereits gewarnt habe - nimmt nun gefährliche Ausmaße an", meinte Hafenecker, der gleich das Staatsoberhaupt anrief: "Hier schlichtend einzugreifen und zur Ruhe und Besinnung aufzufordern, liegt in der Hand von Bundespräsidenten (Alexander, Anm.) Van der Bellen. Gerade dieser habe bei seinem Amtsantritt betont, Brücken bauen zu wollen".